Mittwoch, 12. Dezember 2007

Die Finger nur zum Jubel hoch

(Zu den Ereignissen um das Spiel FC Schalke 04 – Rosenborg Trondheim)

Rosenborg heißt „Ruu – senn – burrk“. So rief es jedenfalls der aufrechte Haufen im Gästefanblock bewundernswert ausdauernd, in dessen Nähe ich die erste Halbzeit verbrachte. Dort fand ich mich vergleichsweise pünktlich ein, nachdem die Spielvorbereitung in der Vereinskneipe an der Glückaufkampfbahn stattfand, wo ich mich recht spontan mit kurtspaeter und seinem Freund und Kommentator Libuda getroffen hatte. Die zweite Halbzeit sah ich dann gemeinsam mit Freundin Kerstin, die ich während der Pause besuchte und bei der ein Sitz leer geblieben war. Und so wurde es ein rundum angenehmer Abend!

Angenehm, weil Schalke endlich mal die klar bessere Mannschaft war. Weil Schalke es nur kurz spannend werden lies, das Spiel nach einer kurzen, schwächeren Phase nach dem Anschlusstreffer alsbald wieder in den Griff bekam. Weil Schalke sicher genug stand, so das Ruusennburrk überhaupt nur wegen des kapitalen Fehlers Westermanns zum Erfolg gekommen war. Weil sich somit die Chancen auf die erhoffte Kontinuität erhöht haben. Weil die Stimmung gut war und weil es überhaupt endlich mal wieder was zu feiern gab.

Aber dann war da noch die Sache mit der Moral.
Ein Würger, der vom DFB gesperrt wurde. Drei Party-Prinzen, die vom Verein gesperrt wurden. Der Würger spielte. Und die Prinzen durften nicht. Und Bajramovic holte der Prinzen Trikots, und manche fanden es toll und manche pfiffen ...

Ich mag die Idee, dass man die Spieler eigenverantwortlich Leben lässt und sie nur auf Grund ihrer Leistung auf dem Platz beurteilt.
Ich finde es durchaus bedenklich, dass Berufssportler am Abend nach einem Wettkampf und drei Tage vor dem nächsten Wettkampf Alkohol trinken, und wenn Schalke sich da irgendwelche internen Regel auferlegt hat, kann ich akzeptieren, dass danach gehandelt wird. Dabei kann ich aber nur hoffen, dass die Suspendierung angemessen und nicht überzogen war, weil ich nichts über das Ausmaß der Party weiß.

Auch möchte ich keinen allzu moralisch auftretenden Club, der vom DFB erteilte Strafen noch erhöht, um besonders korrekt erscheinen zu wollen. Das möglicherweise nur wegen der Bestrafung Rakitic’ ausgerechnet Großmüller zum Einsatz kam, fand ich doof, weil ich das bisherige Auftreten Großmüllers in allen Bereichen als daneben empfand. Einen freiwilligen Selbstverzicht seitens des Trainers hätte ich aber erst recht als übertrieben und unprofessionell empfunden.

So darf da jeder seine Meinung haben und niemand hat das Recht oder die Moral für sich gepachtet.
Genauso gestehe ich jedem zu, die Aktion Bajramovic’ als Demonstration für den Teamzusammehalt oder auch als eine gegen die Entscheidung der Suspendierungen zu sehen – zumal ich gerade Bajramovic, den angry young man im Kader, die ganze Bandbreite zutraue. Und wer was Scheiße findet, der darf auch pfeifen, bei der Trikotaktion wie auch bei der Mannschaftsaufstellung.

Das ist Schalke. Da geht es darum was passiert, durch Emotion in ungeahnte Sphären gesteigert. Oft bekloppt, aber eben auch toll. Das ist zum Glück kein Karnevalsverein.

Auf zur nächsten Runde.


[Bild: AndiH]

Kommentare & Antworten

Lucio
da Lucio findet imma den richtigen Zeitpunkt zum abspiela
ch (Gast) - 10. August, 21:47
Na also: noch ein...
...alter Bekannter ;)
berka - 1. August, 13:04
Alte Bekannte
Schön erklärt, danke. Noch ein paar bekannte Namen...
berka - 1. August, 09:12
Notlagen?
fällt mir jetzt erst auf: habt Ihr die im Stadion etwa...
berka - 30. Juli, 14:00
Ich weiss schon warum...
Ich weiss schon warum ich im Stadion keine Getränke...
Jan! (Gast) - 30. Juli, 13:01
siehste
deswegen wird's wahrscheinlich exportiert
berka - 30. Juli, 08:50
Wir warten gespannt
...auf den ersten, der Veltin's schreibt.
Trainer Baade (Gast) - 29. Juli, 23:27
@ Stefan: Ja, bei Miller’s...
@ Stefan: Ja, bei Miller’s würde ich auch nichts dazu...
Herr Wieland - 29. Juli, 17:12

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Der Spielmacher

Stets ein wunderbarer Quell der Wirrnis ist der Begriff des Spielmachers oder gar der Spielmacher-Position. Der Mann mit der legendären Nummer 10 war einst Halbstürmer und wurde später ins Mittelfeld zurückgezogen, wo er aber mehr wurde als ein zentraler Mittelfeldspieler. Dieser Spieler in der Mitte des Feldes, ob vorgeschoben oder zurückgezogen, sollte von seinen Mitspielern häufiger angespielt werden und dann genialisch das Angriffsspiel bedienen. Das wurde noch mit der Phantasie kurzgeschlossen, ein solchermaßen kreativer Mensch könne nicht auch noch schwer arbeiten, weshalb man ihm einen Helfer, den sogenannten Wasserträger, beistellen müsse. Einen solche Spielmacherposition gibt es heute nicht mehr, trotzdem ist die Suche nach dem Spielmacher nicht beendet. Im Zweifelsfall wird der Kopf einer Mannschaft, wie Zinedine Zidane beim französischen Weltmeister 1998, einfach zum Spielmacher erklärt.
Biermann/Fuchs

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