Samstag, 12. Januar 2008

Der Wahrmacher

Es gibt Leute die glauben, sie wüssten was über Napoleon, weil sie mal eine ZDF-Zweiteiler zum Thema gesehen haben. Meine Eltern schocken ab und an mit dem Satz „Wenn das nicht stimmen würde, käme das doch nicht im Fernsehen“. Klarer Fall, sowas macht Pickel. Und doch ist seit gestern in den Fußballforen und Blogkommentaren zum Thema Klinsmann als Bayern-Trainer eine der gängigsten Thesen, dass die Wahl des Co-Trainer nun das Allerwichtigste sei.

Nachdem Joachim (fka Jogi) Löw trotz erfolgreicher Arbeit beim VfB Stuttgart 1998 nicht weiterbeschäftigt wurde, tingelte er sechs Jahre durch Europa. Nach seiner vierten Entlassung holte ihn Klinsmann zum DFB und Löw galt als Co-Trainer: Zwar der erfahrene Mann neben dem Trainerneuling Klinsmann, aber doch der zweite Mann. In der Folge wurde Klinsmanns Team-Konzept ausgerollt, wurden Spezialtrainer eingestellt, der Betreuerstab vergrößert, wodurch für die gerne in Hierarchien denkenden Deutschen die Stufe Assistenten neu definiert wurde. Über Assistenten muss es auch Hauptakteure geben und so entstand das Bild der Chef-Troika Klinsmann, Löw, Bierhoff.

So weit so gut. Doch dann kam „Deutschland. Ein Sommermärchen“ und sortierte die Helden in Schubladen, weil ein Film eben Rollen braucht. Also wurde Ballack zum Capitano, wurde Kahn als bärbeißiger, aber am Ende doch gutmütiger Alm-Öhi dargestellt. Seit diesem Film liebt Deutschland das Bild der besten Freunde Schweini & Poldi und Gerald Asamoah gilt als fußballspielende Version von Roberto Blanco. Und Löw steht an der Taktiktafel und fordert die Umsetzung mit höxschter Disziplin. Und Klinsmann gibt den Mr. Positiv, hüpfend, brüllend, mit den Armen rudernd. Und nun war erstmal das die Wahrheit.

Jetzt braucht Klinsmann einen neuen Löw. Die Forderung, dass ihm Wenger zur Seite gestellt werden müsse, habe ich noch nicht gelesen, aber viel weiter unten beginnt die Suche nicht. Schließlich zeige Löws Erfolg in der EM-Qualifikation ja seine Qualität, beweise ja quasi, dass sehr viel Löw im Sommermärchen steckte. Ein großer Motivator sei er, der Klinsmann, und Dinge anschieben könne er auch. Aber einen mit allen Wassern gewaschenen Trainer, einen Taktikfuchs, brauche es schon für den Erfolg der Bayern. Somit ist Klinsmann der erste Trainer, der nicht als Trainer gesehen wird.

Klinsmann wird einen guten Mann aussuchen. Aber nur weil Klinsmann in der Kabine als Hampelmann gezeigt wurde, heißt das ja nicht, dass er nur ein Hampelmann ist. Wieviel wer in einem Team zu einem Erfolg beiträgt, lässt sich immer schwer beurteilen. Schon bei einer Fußballmannschaft. Erst recht bei hauptsächlich im verborgenen agierenden Betreuern. Fest steht: Es liegt einzig und alleine am Namen des demnächst als Klinsmanns Assistent agierenden, welches Image der Trainer Klinsmann die nächsten Jahre mit sich trägt. Oder aber Sönke Wortmann dreht noch einen Film über den FC Bayern.


[Bild: Thomas Wanhoff]

Kommentare & Antworten

Lucio
da Lucio findet imma den richtigen Zeitpunkt zum abspiela
ch (Gast) - 10. August, 21:47
Na also: noch ein...
...alter Bekannter ;)
berka - 1. August, 13:04
Alte Bekannte
Schön erklärt, danke. Noch ein paar bekannte Namen...
berka - 1. August, 09:12
Notlagen?
fällt mir jetzt erst auf: habt Ihr die im Stadion etwa...
berka - 30. Juli, 14:00
Ich weiss schon warum...
Ich weiss schon warum ich im Stadion keine Getränke...
Jan! (Gast) - 30. Juli, 13:01
siehste
deswegen wird's wahrscheinlich exportiert
berka - 30. Juli, 08:50
Wir warten gespannt
...auf den ersten, der Veltin's schreibt.
Trainer Baade (Gast) - 29. Juli, 23:27
@ Stefan: Ja, bei Miller’s...
@ Stefan: Ja, bei Miller’s würde ich auch nichts dazu...
Herr Wieland - 29. Juli, 17:12

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Der Spielmacher

Stets ein wunderbarer Quell der Wirrnis ist der Begriff des Spielmachers oder gar der Spielmacher-Position. Der Mann mit der legendären Nummer 10 war einst Halbstürmer und wurde später ins Mittelfeld zurückgezogen, wo er aber mehr wurde als ein zentraler Mittelfeldspieler. Dieser Spieler in der Mitte des Feldes, ob vorgeschoben oder zurückgezogen, sollte von seinen Mitspielern häufiger angespielt werden und dann genialisch das Angriffsspiel bedienen. Das wurde noch mit der Phantasie kurzgeschlossen, ein solchermaßen kreativer Mensch könne nicht auch noch schwer arbeiten, weshalb man ihm einen Helfer, den sogenannten Wasserträger, beistellen müsse. Einen solche Spielmacherposition gibt es heute nicht mehr, trotzdem ist die Suche nach dem Spielmacher nicht beendet. Im Zweifelsfall wird der Kopf einer Mannschaft, wie Zinedine Zidane beim französischen Weltmeister 1998, einfach zum Spielmacher erklärt.
Biermann/Fuchs

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