Kasperle Theater
Und eigentlich ging es das ganze Jahr nur darum, wer wann was verkünden würde. Sie holten Hitzfeld, schmissen ihn raus. Holten ihn als Feuerwehrmann zurück und waren nicht in der Lage, einen neuen Trainer zu finden, also umgarnten sie ihn zu bleiben. Der einzig richtige sei er, der beste Trainer für die Bayern. Schuster wollte nach München radeln. Schuster? Erfahrungen aus Levante und Getafe würden niemanden für den FC Bayern qualifizieren, sagte der Hoeneß Uli.
Hitzfeld unterschrieb für ein Jahr und Bayern legte einen tollen Ligastart hin. Bald schon ging es wieder um Hitzfelds Vertrag. Wann er den denn wohl verlängern wolle, wurde er immer öfter gefragt. Das hätte Zeit, das würde er später entscheiden, sagt Hitzfeld. Und fortan mussten die Hierarchien wieder zurechtgerückt werden.
Als die Stars nicht mehr zauberten, griffen die Mechanismen. Anstatt den eigenen Trainer zu schützen, stellte der wilde Vorstandsvorsitzende öffentlich seine Kompetenz in Frage, Hoeneß ließ ihn gewähren.
Fortan galt Hitzfeld als angeschlagen, hatte ausentschieden.
Fortan hatten die Bayern wieder das Heft in der Hand – und man kann das so schreiben und jeder weiß, wer „die Bayern“ sind, und dass Hitzfeld nicht dazu gehört. Hitzfelds letztes Aufbäumen, seine Ankündigung, im Januar seine Zukunft erklären zu wollen, war peinlich. Er musste gewusst haben, dass es nicht mehr an ihm war, und er wird geahnt haben, dass man ihm zuvor kommen würde.
Ob Hoeneß eine Übergangslösung bis Saisonende geplant hat?
Eine spannende Frage, die beantwortet würde, wenn sich Hitzfeld gegen ein Possenspiel bis zum Saisonende entschiede. Wird er aber nicht. Dazu ist General Hitzfeld zu sehr Soldat, an Ungehorsam, an Pflichtverletzung ist bei ihm nicht zu denken. Und wird er bis zuletzt das bleiben, was er immer war: Überaus erfolgreich. Überaus anpassungsfähig. Überaus geduldig. Und bis an die Schmerzgrenze langweilig.
Eben der einzig richtige Trainer für die Bayern.