Popstars
Es läuft ähnlich wie mit der Musik. Als Teenager war ich nah dran an jeder Stilveränderung, und auch wenn ich nicht alles toll fand war ich doch offen, wusste ich über jede Welle bescheid, die andere gerade ritten. Irgendwann ließ das nach, wurde mir meine eigene Aktualität unwichtiger. Und heute werden Prince und Guns N’ Roses auf WDR 2 gespielt.
Wenn nun von Christiano Ronaldo die Rede ist könnte ich einen mehrminütigen Monolog halten, wieso ich den nicht leiden kann. Natürlich käme das Wort Zirkus drin vor, und die Grundbeschuldigung würde lauten, dass er keinen Respekt vor Gegner und Spiel hat. Ich würde wohlmöglich von einigen Leuten Zustimmung ernten, und doch würde ich damit nur den Beweis antreten, wie verbohrt und unflexibel ich mittlerweile bin.
Ich, der weitestgehend talentfreie ehemalige Jugendspieler des DJK Adler Duisburg, war allerdings schon immer mehr ein Abwehr-Typ. Da ich mich fast ausschließlich durch meinen kräftigen Schuß auszeichnete, durfte ich grundsätzlich alle Standardsituationen ausführen. Aus meiner an Höhepunkten armen Karriere kam mir gestern Abend wieder ein Auswärtsspiel bei Duisburg 1900 in den Sinn, bei dem ich mich auf angefrorenem Ascheplatz bei jeder Ecke lang machte. Hätte es mehr Erinnerungen an flotte Dribblings und schöne Tore in mir, vielleicht hätte ich meine Toleranz gegenüber den Fußball-Popstars länger bewahren können.