Freitag, 20. Juni 2008

Zu große Fußstapfen

Als Barcelona bei seinem Gastspiel auf Schalke in der 82. Minute 1:0 führte, machte mich der neben mir sitzende kurtspaeter auf den auf den linken Flügel spurtenden Samuel Eto’o aufmerksam. Zunächst wusste ich nicht was daran bemerkenswert sein sollte. Tatsächlich war er auf dieser Seite bislang selten gesehen, aber gut, ein kreativer Spieler eben. Mir wurde es erst klar, als Sekunden später das Schild mit seiner Rückennummer zur Auswechslung hochgehalten wurde.

Von dort aus hatte er tatsächlich den weitesten Weg zur Spielerbank. Es war die 82. Minute als er ausgewechselt werden sollte, aber sicher die 83., als das Spiel fortgeführt werden konnte. Mit nie mehr als einer dreiviertel Fußlänge pro Schritt bewegte er sich vorwärts, verabschiedete per Handschlag von allen in der Nähe stehenden Mitspielern, winkte mal hier, mal dorthin, zu Tribünen, von denen aus ihn tatsächlich keinerlei Sympathie entgegen schlug.

Diese Szene fiel mir gestern Abend wieder ein, als ich Miroslav Klose in der 89. Minute und der knappsten aller möglichen Führungen vom Platz rennen sah.

Donnerstag, 19. Juni 2008

Die deutsche Nationalmannschaft spielt heute besser als gegen Österreich und Kroatien, weil …




Mittwoch, 18. Juni 2008

Herrlich naive Niederländer

Es war ihre bislang schwerste Aufgabe in diesem Turnier, und Oranje scheiterte. Trotz massivem Ersatzleuteeinsatz gelang es nicht, Italien aus dem Turnier zu werfen. Weil jeder einzelne Rumäne so schwach agierte, als sei ihm von Silvio Berlusconi oder einem anderen Paten ein Angebot gemacht worden, das er nicht ablehnen konnte.

Aber vielleicht wollte het Elftal auch einfach tatsächlich gewinnen. Es würde ins Bild passen, welches man von dieser Mannschaft bei diesem Turnier bislang bekommen hat. Eine Mannschaft, die auf ihr schnelles Spiel Richtung gegnerisches Tor setzt, die den Eindruck vermittelt, jeden Gegner überrennen zu können. Und die daran wohl auch selbst glaubt.

Eine Mannschaft, die aber dennoch defensiv schwächen offenbarte, die trotz des hohen Siegs gegen Frankreich vor dem eigenen Tor viel Glück hatte, und von der man bislang nicht weiß, wie sie sich schlägt, wenn sie mal in Rückstand gerät und der Gegner keinen Platz für weiträumiges Spiel lässt.

Die Chancen stehen gut, das Oranje in acht Tagen in Wien noch mal gegen Italien antreten darf. Hoffentlich behält die niederländische Selbsteinschätzung gegenüber meiner dunkleren Ahnung die Oberhand.


[Foto: Jackie Kever]

das aktuelle sportstudio: Für nächsten Gomez-Besuch präpariert





Dienstag, 17. Juni 2008

Ein Hoch dem Spektakel – wenn’s grade passt

90. Minute. 3:2 für die mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein kämpfenden Türken. Aber bei den Türken steht, nach Rot für Torwart Volcan, Mittelfeldspieler Tuncay im Tor. Einmal noch müssten die Tschechen mit dem Ball vors Tor kommen, ein halbwegs gezielter, hoher Schuss ...

Und Tuncay hätte im Mittelpunkt eines Elfmeterschießens gestanden.

Elfmeterschießen.
Nicht der Koeffizient aus der Qualifikation hätte entschieden, keine Fairplay-Wertung, kein Los. Spannung, eine Entscheidung im Sinne des Zuschauers, auch im Sinne des Sports, denn immerhin ist dabei ein Ball im Spiel.

Und es lässt interessante Gedankenspiele zu. Man stelle sich vor: Alle 6 Spiele in einer Gruppe enden 1:1. Elfmeterschießen wohin man schaut!

Eins hier, eins dort. Das jeweils andere auf der Videoleinwand. Die Fans, erst von dem ihrer Mannschaft elektrisiert, dann gebannt das parallel stattfindende verfolgend. Jürgen Klopp würde vor Extase den Heimweg nicht mehr finden.
Und dann? Die Sieger in einem weiteren Elfmeterschießen, einen Tag später oder noch in der Nacht (so groß sind die Länder ja nicht), in einem dritten Stadion oder gar auf Kunstrasen, mitten in der Fanmeile – alles im Sinne des Zuschauers, ein Hoch dem Spektakel!

Nein. Soweit geht die Phantasie der UEFA-Funktionäre dann doch nicht. Haben am Ende mehr als zwei Mannschaften dieselbe Anzahl Punkte, sticht eben doch der Koeffizient, die Fairplay-Wertung, das Los. Man mag es als die einfachere Lösung akzeptieren. Diese Regelung gilt allerdings auch dann, wenn es nur zwei Teams mit derselben Punktzahl gibt, diese aber eben nicht ausgerechnet am letzten Vorrundenspieltag aufeinander treffen. Was dazu führen könnte, dass in der einen Gruppe ein Weiterkommen durch Elfmeterschießen, in der anderen aber durch die Fairplay-Wertung entschieden wird.

Eben doch reine Pragmatiker, die UEFA-Funktionäre. Hätte man ihnen kaum zugetraut.



[Das Regelwerk zur EM gibt’s hier. Der beschriebene Sachverhalt wird unter den Punkten 7.07 und 7.08 geregelt]

Montag, 16. Juni 2008

„So ein Tag, so wunderschön wie heute“

... hallte es durch das Ernst Happel Stadion zu Wien.

Wer Österreich schlägt, kann auch Europameister werden.

Gonzales geliefert

Drei Ecken, ein Elfer erfuhr: Steinmeier telefonierte bereits mit Sakorzy (→ liebt Angela Merkel).
Dieser erklärte sich bereit, mit seinem Landsmann Michel Platini das Verhalten des UEFA-Schiedsrichters zu erörtern. Zur Not, so die Kanzlerin, wolle sie die Angelegenheit zur Chefinnensache erklären. Herrn Gonzales werden wir wohl nur noch eine Halbzeit zu sehen bekommen.

Sonntag, 15. Juni 2008

König Otto und sein Harlekin

Gegenüber seinem König Otto gibt sich Rolf Töpperwien grundsätzlich devot. Er will weiter mitgenommen werden, will weiter als des Königs Hofberichterstatter wichtig sein. Doch der König dankt es ihm nicht.

Töpperwien gab in dem Interview nach Griechenlands Ausscheiden Otto Rehhagel bereits in den Nebensätzen der Fragen die medienkonformsten Antworten vor. Und doch scherte sich der Trainer einen feuchten Kehricht darum, ließ Rehhagel Töpperwien auflaufen.

Kritiker würden Rehhagel vorwerfen zu defensiv spielen zu lassen, sprach Töpperwien vorsichtig, dafür gäbe es aber bestimmt gute Gründe?! Doch Rehhagel dachte nicht daran, die fehlende Qualität seines Kaders als Hemmnis für eine offensive Spielweise anzuführen.
„Wir haben immer so gespielt, wie es richtig ist.“
... antwortete der König und begann zu erklären, dass andere Mannschaften auch ihr Heil in der Defensive suchen würden. Doch es war ihm unbequem, er fühlte sich bedrängt, glaubte, wieder die Initiative ergreifen zu müssen. Und tat dies mit einer Gegenfrage:
„Und im Übrigen: Wer bestimmt eigentlich, welches System man spielt? Wer bestimmt das?“
... und brachte sein Gegenüber ins schwitzen.
Töpperwien verharrte eine Sekunde.
Der Gegner!?
„Nein.“ sprach Rehhagel und erlöste ihn nicht, ließ ihn zappeln. Töpperwien wurde blass, seine Augen starrten Rehhagel mehr denn je an, glänzten, etwas stärker noch als sonst.
Die Mannschaft?!
Rehhagel ließ eine Sekunde verstreichen. Dann zeigte sich der König gnädig.
Diese letzte Antwort hätte er abstrafen können. Seine Mannschaft, etwas bestimmen, unter ihm? Aber er ließ es, wusste, dass jeder Fernsehzuschauer gespürt hat, dass Töpperwien noch mindestens weitere 24 falsche Antworten hätte folgen lassen, wenn Rehhagel es darauf ankommen gelassen hätte. Das reichte ihm.
„Niemand!“ ... antwortete er, „wir können doch jedes System spielen, dass ist doch nicht verboten. Oder?“
„Richtig“ bestätigte Töpperwien vorsichtig, „Also“ sagte Rehhagel, und Töpperwien ging in die Offensive, sagte, dass Rehhagel doch alle Stürmer eingesetzt hätte, dass er mehr doch gar nicht hätte tun können.
„Bitte“, sagte Rehhagel.

Immerhin noch einigermaßen gutgegangen, dachte sich Töpperwien wohl, und umschmeichelte Rehhagel mit Komplimenten, dass er bald 70 sei und dass er dennoch beweglicher als mancher seiner Spieler wäre; und der König lehnte sich beschwichtigt zurück und lächelte.

Und so genoss Rehhagel nach einem sportlich schweren Abend zumindest noch seinen Triumph über einen Vertreter der von ihm so verabscheuten Medien. Auch wenn es sich nur um seinen persönlichen embedded Journalist handelte.



[Foto: kenyee]

Samstag, 14. Juni 2008

Individualtraining





Toller Fußball trotz Verrat

Einst war Johan Cruijff der größte Fürsprecher Marco van Bastens. Doch pünktlich zur EM reihte sich auch König Johan in die Legion der Kritiker ein, warf Van Basten Verrat am niederländischen Spielsystem vor, weil dieser in der Grundformation nur eine echte Spitze aufbot.

Aber „Offensiv ist wie machen in Platz“ wusste Giovanni Trapattoni schon vor 10 Jahren, und selten wurde das so gut dargestellt wie von het Elftaal in deren ersten beiden EM-Partien! Eine Spitze hin oder her: Wenn Oranje stürmt, rasen immer drei bis vier hochtalentierte Spieler auf die überforderten Gegner zu. Cruijff kann’s nicht fassen:
„Das ist nicht normal. Sieben Tore in zwei Spielen. Dass wird die Vorrunde so ausgezeichnet spielen, ist phantastisch.“
Phantastisch anzuschauen auf jeden Fall. Die Orangefarbenen sind die Mannschaft, die es zu schlagen gilt. Derweil bin ich recht froh über den kruden Spielplan, der das Tableau bis zum Finale in zwei Hälften trennt. Wegen des Artenschutz’ für Deutschland, und weil es mir leichter fällt, mich für das niederländische Spiel zu begeistern, solange sich die Wege Hollands und Deutschlands nicht kreuzen.

Vielleicht fällt unserer Nationalmannschaft ja wieder ein, dass am Ende immer Deutschland gewinnt. Und vielleicht vergisst ja Oranje – über den Rausch des eigenen, schönen Spiels – irgendwann das Siegen. Tipps und Tricks dazu hätte sicher Johan Cruijff.

Freitag, 13. Juni 2008

Aktion „Festgeldkonto statt Kreditabteilung“: Aufschwung mit alternativer Mathematik

Schalke könnte Schuldenfreiheit ausrufen. Herr Schnusenberg weiß das noch nicht, er kümmerte sich in der letzten Saison zu sehr um sportliche Dinge. Er sollte es sich von Hans-Joachim Watzke und Thomas Hennecke erklären lassen. Das würde an den Konten zwar nichts ändern, aber an der Sicht der Dinge. Und es würde eine positive Schlagzeile ergeben. Schadet ja nie, so was.

Das dachten sich wohl auch Watzke und Hennecke und haben ihre alternative Mathematik gestern am Beispiel Borussia Dortmunds klargemacht. Thomas Hennecke, Journalist, berichtete bei kicker.de darüber, dass die Borussia Dortmund GmbH & Co. KgaA, deren Geschäftführer Hans-Joachim Watzke ist, in einer Ad hoc-Mitteilung verkündet hätte, dass am 30. Juni 2008 noch 69,1 Millionen Euro zur Stadionfinanzierung ausstehen würden.

Außerdem, so ist zu lesen, erhielt die GmbH & Co. KgaA eine Kreditzusage über 20 Millionen Euro von einer Immobilienbank. Damit, und mit den 50 Millionen Euro, die die Borussia für den Verkauf der Vermarktungsrechte für die nächsten 12 Jahre an die Agentur Sportfive kassiert, tilgt Herr Watzke nun den bisherigen Kredit seiner Firma bei der US-Investmentbank Morgan Stanley.

69,1 Mio. fürs Stadion, plus 20 Mio. bei der Immobilienbank, plus die Selbstanleihe an elf Zwölftel des Geldes für die Vermarktung (45,8 Mio.), die Borussia in den nächsten 11 Jahren fehlen, ergibt bei Hennecke und Watzke: Schuldenfreiheit!

Würde Herr Schnusenberg deren Mathematik verstehen, Andreas Müller hätte längst auch Riise, Rat, Huntelaar, Engelaar, Mutu und Arshavin verpflichtet ...

Kommentare & Antworten

Lucio
da Lucio findet imma den richtigen Zeitpunkt zum abspiela
ch (Gast) - 10. August, 21:47
Na also: noch ein...
...alter Bekannter ;)
berka - 1. August, 13:04
Alte Bekannte
Schön erklärt, danke. Noch ein paar bekannte Namen...
berka - 1. August, 09:12
Notlagen?
fällt mir jetzt erst auf: habt Ihr die im Stadion etwa...
berka - 30. Juli, 14:00
Ich weiss schon warum...
Ich weiss schon warum ich im Stadion keine Getränke...
Jan! (Gast) - 30. Juli, 13:01
siehste
deswegen wird's wahrscheinlich exportiert
berka - 30. Juli, 08:50
Wir warten gespannt
...auf den ersten, der Veltin's schreibt.
Trainer Baade (Gast) - 29. Juli, 23:27
@ Stefan: Ja, bei Miller’s...
@ Stefan: Ja, bei Miller’s würde ich auch nichts dazu...
Herr Wieland - 29. Juli, 17:12

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Der Spielmacher

Stets ein wunderbarer Quell der Wirrnis ist der Begriff des Spielmachers oder gar der Spielmacher-Position. Der Mann mit der legendären Nummer 10 war einst Halbstürmer und wurde später ins Mittelfeld zurückgezogen, wo er aber mehr wurde als ein zentraler Mittelfeldspieler. Dieser Spieler in der Mitte des Feldes, ob vorgeschoben oder zurückgezogen, sollte von seinen Mitspielern häufiger angespielt werden und dann genialisch das Angriffsspiel bedienen. Das wurde noch mit der Phantasie kurzgeschlossen, ein solchermaßen kreativer Mensch könne nicht auch noch schwer arbeiten, weshalb man ihm einen Helfer, den sogenannten Wasserträger, beistellen müsse. Einen solche Spielmacherposition gibt es heute nicht mehr, trotzdem ist die Suche nach dem Spielmacher nicht beendet. Im Zweifelsfall wird der Kopf einer Mannschaft, wie Zinedine Zidane beim französischen Weltmeister 1998, einfach zum Spielmacher erklärt.
Biermann/Fuchs

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