Ein Sieg gegen den Übermut
Gegen Wolfsburg muss Schalke in dieser Saison nicht mehr antreten.
Wenn man sich sonst noch was positives zum gestrigen Spiel aus den Fingern saugen möchte, könnte man – einigermaßen gewagt – interpretieren, dass es dieses Spiel gebraucht hat, weil Schalke wieder zu schnell zu sehr spann. Nach einer alles andere als tollen Hinrunde führte zwei Siege gegen längst wieder mittelmäßige Stuttgarter und eine Schießbude der Liga dazu, dass dem erklärten Ziel („Wir wollen den dritten Platz“) schon wieder Hirngespinste angehängt wurden („und wenn wir am Ende Meister werden blah blah“).
Schnauze halten, Fußball spielen.
Aber nicht nur verbal, auch auf dem Platz blieb Schalke nicht mehr sachlich. Der Ball lief ganz gut durch die eigenen Reihen, aber sehr häufig genügte dies den Schalkern auch schon. Ich hatte manchmal den Eindruck, man wolle Wolfsburg verarschen, statt gen Tor zu ziehen und was Zählbares zu schaffen.
Zugegeben, vermutlich würde ich heute nicht so schreiben, hätte Kuranyi den Ball nicht aus Höhe des Elfmeterpunkts vier Meter neben den Kasten gezimmert, oder hätte Asamoah aus fünf Metern mal aufs Tor geschossen, statt in den viel zu freien Raum zu spielen. Schalke hätte das ein- oder andere Tor machen müssen, sie hatten hochkarätige Möglichkeiten, sagte auch Magath. Richtig. Dass das Führungstor durch den viel zu spät eingewechselten Sánchez durch einen billigen Abstauber erzielt wurde, mutete wie ein Wink mit dem Zaunpfahl für Trainer Slomka und Schalkes Stürmer an.
Wolfsburg hingegen ließ 1.095 Fans zu Hause, spielte unspektakulär aber engagiert, und nutzte zwei haarsträubende Fehler der Schalker Hintermannschaft zum 2:1 Sieg. Mund abputzen, ab nach Hause.
Sobald Schalke glaubt, siegen zu können ohne sich dabei schwer zu tun, geht das in die Hose. O-Jay, den ich vor dem Spiel kennenlernen durfte, schrieb mir nach dem Spiel per SMS:
„Business as usual. Schalke eben.”Wird sind uns da völlig einig.