Bashing und der Andere
Es ist die Zeit des Draufhauens, und fast ein jeder möchte mal. "Die Schalke-Schlappschwänze" titelt die Bild und entspricht damit wenigstens den Erwartungen, während die Halbseriösen dachten, das Pseudonym des Proll-Kolumnisten über den Artikel pappen zu müssen, um mit der Schlagzeile "S04 - Die Uschis vom Revier" dann doch nicht so sehr aufzufallen wie anscheinend erhofft.
Reißerische Schlagzeilen sind nicht die Sache der 11 Freunde. Somit brachte das Aufgreifen des fast zwei Wochen alten Textes des Künstlers und Hausmanns Eigenrauch wenigstens noch eine einigermaßen konkurrenzfähige Überschrift: "Ich wünsche S04 den Titel nicht".
Ansonsten geht das Interview allerdings eine völlig andere Richtung. Es verrät, dass Eigenrauch den Titel auch keinem anderen Club wünscht, es ihm egal ist, wer am Ende vorne ist. Weiter erfahren wir, dass er es langweilig findet ins Stadion zu gehen, ihn das ganze Trara schon als Jugendlicher nicht interessierte und dass er auch nicht wirklich betroffen war, als er am 19. Mai 2001 im Parkstadion miterlebte, wie Schalke die Meisterschaft in letzter Sekunde entglitt.
Als er noch für die taz schrieb, verzichtete Eigenrauch konsequent auf Großbuchstaben. Ob das was Eigenes sein sollte oder ob er dachte auffallen zu müssen, fragte ich mich damals. Heute weiss ich: Yves Eigenrauch IST einfach anders, vielleicht sogar der Einäugige unter den Blinden. Und als solcher ist es ihm gelungen, trotzdem in der 11 Freunde interviewt zu werden und bei reviersport.de eine Kolumne zu schreiben. Titel: SPORTYVES!
Wie er es als sperriger Typ geschafft hätte, zum Publikumsliebling und zur Kultfigur zu werden, wurde er in dem Interview noch gefragt.
Eigenrauch glaubt, dass die Leute honorieren würden, dass er authentisch ist.
Ich glaube, damals hat es einfach noch keiner geahnt.
Mir tut er irgendwie Leid
Wenn er mit Fußball nichts zu tun haben will und ach so alternativ ist, das ihn das nie wirklich interessiert hat, soll er besser seine (Sorry) Schnauze halten, wirklich Zelten gehen und ein Leben in der Anonymität vorziehen anstatt sich selber ins Abseits zu manövrieren.