Sonntag, 11. März 2007

Das weniger richtige Ergebnis im Verfolgerduell

Gut, solange Schalke Tabellenführer ist, sollte man nicht allzu viel auf die Verfolgerduelle geben. Ändern kann man eh nix dran. Dennoch wäre heute ein Bayernsieg das "richtigere" Ergebnis gewesen.

Für Königsblau hätte ein Münchener Sieg vier Punkte Vorsprung auf alle Verfolger bedeutet. Ausserdem hätte er Schalke die Spitzenposition auch nach dem 26. Spieltag garantiert, egal was passiert. Und nur um diese Tabellenführung gehts schliesslich.

Noch 9 Spiele zu gehen, Schalkes Magische Zahl schrumpft dank Bremens Punktverluste auf 25!

Die Idee vom Neuaufbau

Der FC Bayern hat sich vor bzw. in dieser Saison mit Podolski, van Buyten und van Bommel verstärkt und dafür 26,5 Millionen Euro an Ablösesumme gezahlt. Die DPA nennt das "Zurückhaltung" und veröffentlichte heute einen Artikel, in dem Franz Beckenbauer - wie schon so oft - eine offensivere Transferpolitik der Bayern fordert.

Nun entscheidet die Lichtgestalt in München nicht mehr allzu viel. Aber auch Rummenigge, der etwas mehr zu sagen hat, faselte unlängst ja von einem 30 Millionen Einkauf, bevor der Hoeneß Uli, im Prinzip der alleinige Bestimmer beim Rekordmeister, auch diesen Fantasien Einhalt gebot und erklärte, dass die 30 Millionen durchaus für mehrere Spieler ausgegeben werden könnten; was der FC Bayern ja bereits tat, siehe oben.

Da sich die Suche nach dem überragenden Heilsbringer, wen wunderts, schwierig gestaltet, wird immer öfter auch das Gegenteil des großen Geldausgebens propagiert. Es solle mal ein Neuanfang gestartet, mit jungen Spielern eine - oder besser die - große Mannschaft aufgebaut werden.

Beispielsweise Christian Spiller, vom Blog des Magazins RUND: Er spricht sich in seinem aktuellen Beitrag gegen eine Weiterverpflichtung Hitzfelds aus, weil er das Ergebnis dessen Arbeit für ein "Altherren-System" hält und stellt die Frage: "Wagt man den Umbruch, riskiert ein paar dünne Jahre, aber lässt von einem Trainer mit Zukunft eines der besten Teams Europas bauen?".
Sogar Hoeneß hatte vor Saisonbeginn solche Anwandlungen, sprach davon, mal auf die Jugend zu setzten, selbst wenn man dann "eben mal nicht Deutscher Meister" werden würde. Gefühlte Minuten später haute er die zehneinehalb Millionen für van Buyten raus ...

Natürlich sind solche Gedankengänge sympathisch. "Junge Mannschaft" klingt immer nach schönem Fußball. "Preiswert" steckt da auch mit drin, keine "Abzocker", keine "Millionarios". Und wenn das ganze dann zum großen Ziel, eines der besten Teams Europas zu werden führt, dann kann doch eigentlich nichts dagegnen sprechen!
Ausser das reale Leben vielleicht.

Manchester United hat mal eine junge Mannschaft aufgebaut. 11 Freunde berichtet gerade in der aktuellen Printausgabe über die "Klasse von 1992", die das Grundgerüst für die spätere CL-Sieger-Mannschaft stellte. Der PSV Eindhoven fängt auch alle paar Jahre wieder damit an, eine Mannschaft aufzubauen; keinesfalls freiwillig, der Kopf der letzten guten Mannschaft spielt aktuell in München.

Aber erstens sind wir nicht mehr in den 90ern und zweitens wird sich der FC Bayern nicht Eindhoven als Vorbild nehmen wollen. In der aktuellen Dekade ergeht es dem FC Bayern auf dem europäischen Markt gegenüber den durch Superreiche geführten englischen Clubs und den im rechtsfreien Raum agierenden spanischen Vereinen so, wie es in der Bundesliga der Mehrheit der Vereine gegenüber dem FC Bayern ergeht. Wenn einer wie Hargreaves eine solch gute WM spielt, wird an ihm gezerrt, und es wird nur noch bis zum Sommer dauern, bis die Bayern nachgeben werden. Ein Wunder und ein Glücksfall für München, dass die Großen bei Phillip Lahm während der WM nicht so genau hingesehen haben.

Weiter stellt sich die Frage, was die Bayern durch einen solchen Neuaufbau erreichen wollten. München wird im Schnitt öfter als in jedem zweiten Jahr Deutscher Meister. Seit 1997 nicht mehr nur der Meister an der Champions League teilnehmen darf, waren die Bayern immer dabei. In der Regel erreichen sie auch die nächste Runde.

Dies ist eine Basis, die ganz wenige Mannschaften in Europa haben. Und nun soll München einige Jahre auf diese Basis verzichten, um dann eventuell mal den großen Coup zu landen? Mir erschliesst sich diese Logik nicht.
München erarbeitet sich fast jedes Jahr die Chance. Am Ende entscheiden in der KO Runde recht kleine Unterschiede, die es zu beeinflussen gilt, für die es aber nie Garantien geben wird; egal wie lange man zuvor Dürre erdulden würde. Hoeneß macht sicher auch Fehler, und einen solch starken Spieler wie Ballack nicht zu ersetzten war einer (jenseits aller "Spielmacher- oder Chefrollen-Geschichten"). Aber was die Transferpolitik generell angeht, macht er verdammt viel richtig.

Als Spitzenreiter am spielerischen Tiefpunkt

Nee, dat war nix.
Eigentlich war das ganze Spiel nicht schön anzuschauen. Viele Fehler auf beiden Seiten. Kaum mal eine Offensivaktion, die nicht aus einer Standardsituation oder durch puren Zufall entstand, weil gerade einem Spieler der Knicker in aussichtsreicher Position nach einem der unzähligen Querschläger vor die Füße fiel.

Das katastrophalste war aber unbestritten das Schalker Spiel, wenn die Königsblauen mit Ballbesitz in die gegnerische Hälfte eindrangen.
In der Vorwärtsbewegung waren heute alle schwach. Von dem erhofften schnellen Spiel nach vorne war lediglich das "wollen" zu erkennen. Der entscheidende Pass in die Tiefe kam während der gesamten 90 Minuten genau zweimal an, einmal auf Kuranyi, einmal auf Halil. Beide Angriffe wurden wegen Abseits abgepfiffen.
Ja, ich hab im TV auch gesehen, dass es beide male kein Abseits war. Aber was ändert das?! Es darf einfach nicht sein, dass dies die beiden einzigen aus dem Spielverlauf generierten Situationen waren!

Ok, defensiv standen beide Mannschaften relativ gut. Beide Teams liefen viel, machten die Räume eng, doppelten den Gegner an der Seitenauslinie, gingen mit voller Kraft zu Werke. Ich sehe so was eigentlich gerne. Wenn das Umschalten auf Offensive dann aber so gar nicht klappt, kann man sich daran auch nicht erfreuen. Hannover schien auch keine so rechte Lust auf Fußball zu haben, zumindest nicht zwischen der 5. und der 85. Minute.

Ach ja, der Ausgleich: Nee, das war kein Foul an Neuer, auch wenn sich um mich herum, in der Kneipe, in der ich saß, alle lauthals beschwerten. In der Situation war Neuer einfach zu grün: Auch wenn es sich prollig liest, aber der Tarnat gehört noch vor der Ecke weggehauen.

Das macht der Tarnat mit keinem erfahrenen Torwart, dass er ihm dermaßen auf die Pelle rückt, ohne aus dem Fünfer geschubst zu werden; wohlgemerkt, schon vor der Ecke. Kein Schiedsrichter der Welt würde einen Torwart dafür bestrafen, sich da "rustikal" Luft zu verschaffen. Eher noch würde der den Torwart behindernde Angreifer ermahnt werden.
So musste Neuer beim rausgehen um Tarnat herum. Nur deshalb war er zu spät und kam nicht mehr hoch genug an den Ball.

Dafür sehe ich die Situation kurz vor Schluss wieder pro Neuer.
Der Arena Kommentator meinte, Neuer hätte beim Tarnat-Freistoß "unglücklich" ausgesehen. Klar sieht es nie gut aus, wenn ein Torwart den Ball nicht festhalten kann, aber Tarnat hat nach wie vor mit den härtesten Schuss in der Liga! Der grobe Fehler war, dass im Anschluss drei(!) Hannoveraner vor Neuer auftauchten, um den "Rebound" zu verwerten, und kein Schalker Abwehrspieler weit und breit zu sehen war! Es war ein gutes Stück Massel und die Reaktionsschnelligkeit von Neuer, die in dieser Situation die dritte Schalker Niederlage in Folge verhinderten.

Spielerisch war das meines Erachtens das Schlechteste, seit der 19:04ten Minute im Spiel gegen die Bayern am 10. Spieltag. Dennoch bleibt Schalke auch nach diesem Spieltag Tabellenführer, egal wie die anderen Spielen. Auch dazu nochmal einen Griff in die Kiste: Wenn man nach zwei Punkten aus vier Spielen und einer Leistung wie heute noch immer Spitzenreiter ist, scheint einem quasi die Sonne aus dem Arsch und es gibt wahrlich keinen Grund zu jammern!

Noch 9 Spiele zu gehen. Schalkes Magische Zahl ist 27!

Kommentare & Antworten

Lucio
da Lucio findet imma den richtigen Zeitpunkt zum abspiela
ch (Gast) - 10. August, 21:47
Na also: noch ein...
...alter Bekannter ;)
berka - 1. August, 13:04
Alte Bekannte
Schön erklärt, danke. Noch ein paar bekannte Namen...
berka - 1. August, 09:12
Notlagen?
fällt mir jetzt erst auf: habt Ihr die im Stadion etwa...
berka - 30. Juli, 14:00
Ich weiss schon warum...
Ich weiss schon warum ich im Stadion keine Getränke...
Jan! (Gast) - 30. Juli, 13:01
siehste
deswegen wird's wahrscheinlich exportiert
berka - 30. Juli, 08:50
Wir warten gespannt
...auf den ersten, der Veltin's schreibt.
Trainer Baade (Gast) - 29. Juli, 23:27
@ Stefan: Ja, bei Miller’s...
@ Stefan: Ja, bei Miller’s würde ich auch nichts dazu...
Herr Wieland - 29. Juli, 17:12

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Der Spielmacher

Stets ein wunderbarer Quell der Wirrnis ist der Begriff des Spielmachers oder gar der Spielmacher-Position. Der Mann mit der legendären Nummer 10 war einst Halbstürmer und wurde später ins Mittelfeld zurückgezogen, wo er aber mehr wurde als ein zentraler Mittelfeldspieler. Dieser Spieler in der Mitte des Feldes, ob vorgeschoben oder zurückgezogen, sollte von seinen Mitspielern häufiger angespielt werden und dann genialisch das Angriffsspiel bedienen. Das wurde noch mit der Phantasie kurzgeschlossen, ein solchermaßen kreativer Mensch könne nicht auch noch schwer arbeiten, weshalb man ihm einen Helfer, den sogenannten Wasserträger, beistellen müsse. Einen solche Spielmacherposition gibt es heute nicht mehr, trotzdem ist die Suche nach dem Spielmacher nicht beendet. Im Zweifelsfall wird der Kopf einer Mannschaft, wie Zinedine Zidane beim französischen Weltmeister 1998, einfach zum Spielmacher erklärt.
Biermann/Fuchs

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