Früher war alles besser oder Populismus bei derwesten.de

Und schon wieder beschert uns das neue Portal derwesten.de einen bemerkenswert oberflächlichen Beitrag, der zuvor wohl irgendwo bei westfaelische-rundschau.de untergegangen wäre. Herr Hendriock meint mit seiner Überschrift „HSV zeigt Schalke, wie es gehen könnte“ keinesfalls Taktik, Einsatz oder das Fußballerische an sich. Er meint vielmehr den letzten Hamburger Traierwechsel, seinerzeit aus der Not geboren, und schreibt von starken und schwachen Trainer.

Was ist ein „starker“ Trainer? Ist das wieder die Stevens oder Magath gegen Slomka oder Veh Schubladenstory? Wieso klappt es bei Magath dann derzeit nicht? Und wie konnten Slomka und Veh in der letzten Saison erfolgreich sein? Und was ist Hitzfeld?

Besonders populistisch wird Herr Hendriock, wenn der die Bilanz von Slomkas Vorgänger Rangnick heranzieht. Das dieser vor zwei Jahren nach 12 Spieltagen schon 21 Punkte geholt hätte, während Slomka nun erst bei 18 Punkten wäre, schreibt er. Dabei hätte er gar nicht so weit zurückblicken müssen. In der letzten Saison hatte Schalke nach 12 Spieltagen sogar 23 Punkte. Unter Slomka. Und nachdem Slomka vor dem Spiel gegen die Bayern am 11. Spieltag kurz vor seiner Entlassung schien, wurde er plötzlich wegen seiner offensichtlich richtigen Entscheidungen (bspw. Neuer für Rost) gelobt. Vielleicht sogar auch von Herrn Hendriock. Das weiß ich aber nicht so genau. Die Artikel der WR bekomme ich ja erst seit derwesten.de mit.

Schalke spielt scheiße derzeit, keine Frage. Aber gerne würde ich in einem großen Portal wie derwesten.de mal eine vernünftige Analyse zu den spielerischen und taktischen Fehlern auf dem Platz lesen, statt Artikel deren Quintessenz sich nicht von denen in Boulevard-Blättern unterscheidet: „Trainer ist schwach, Trainer muss weg“.

Übrigens: Das ganze wollte ich eigentlich nicht hier veröffentlichen sondern via der (lobeswerten) Kommentarfunktion direkt unter dem Artikel hinterlassen. Allerdings machte die Anzeige der Kommentarformular in Firefox und Opera Schwierigkeiten, und auch mit dem ausgebuddelten MS Explorer war ich nicht in der Lage, den Kommentar zu speichern. Erst kam eine Fehlermeldung, dann kam keine Meldung mehr, der Kommentar aber auch nicht. Mittlerweile gibt es kritische Kommentare unter dem Artikel, es geht also. Für manche zumindest.

Populistisch? Vielleicht. Unwahr aber nicht.

Natürlich ist der Artikel populistisch. Fußball ist nun einmal Populismus pur. Aber er ist deshalb nicht unwahr. Wenn man sich die zwei Jahre unter Slomka einmal kritisch anschaut, dann gab es zwar sicherlich einige Lichtblicke, die waren aber mehr in den Ergebnissen denn in der Spielweise begründet. Slomka hat es nie geschafft, ein eigenes Spielsystem zu etablieren. Und wenn er denn doch einmal ein System gefunden hatte (4-3-3), dann hat er es gnadenlos durchgezogen, auch wenn das Personal nicht passte. Schalke fehlen einfach die taktischen Mittel um auch mal Ausfälle zu kompensieren. Das absolute Armutszeugnis in diesem Zusammenhang war der Auftritt in London, wo er am 4-3-3 selbst da noch festhielt, als mit Kuranyi ein Hauptbestandteil dieses Systems ausfiel. Die Folge: Schalke musste sämtliche verblieben Stürmer direkt von Beginn an ins Feuer werfen. Gegen Ende der Partie konnte Slomka durch Auswechslungen nur defensiver werden. Des Weiteren warte ich auf den Tag, an dem Slomka nicht in der 60. Minute (plus/minus 2 Minuten) wechselt. Bei anderen Teams sind Spielerwechsel ein taktisches Mittel, die ein ganzes Spiel noch einmal umkrempeln können. Bei uns ist es lediglich eine folkloristische Einlage zum bereits Wochen vorher festgelegten Zeitpunkt. Kurzum: Slomka zu kritisieren muss erlaubt sein, denn nur weil es jetzt vielleicht auch manche ungerechte Schelte regnet darf man sich nicht (wie ausgerechnet gestern Schnusenberg) vor ihn stellen und jegliche Kritik verwerfen.

Mir geht es nicht um den kurzfristigen Erfolg. Aber ich möchte eine Entwicklung sehen. Der von dir erwähnte Magath scheint diese Entwicklung in Wolfsburg zumindest angestoßen zu haben. Auf Schalke hingegen wird seit zwei Jahren lediglich der Status Quo verwaltet. Wir kaufen Spieler, die woanders 100 Prozent gegeben haben und freuen uns, wenn sie nach sechs Monaten bei uns noch irgendwo zwischen 60 und 70 Prozent stehen. Das ist immerhin auch eine Entwicklung, aber in die grundfalsche Richtung. Und das Beispiel Hamit Altintop sollte alle Schalker gründlich beschämen. Bei mir ist es jedenfalls so.

Natürlich ist Kritik am Slomka erlaubt

Es geht im Artikel um die Qualität der Kritik. Und die ist halt alles andere hoch. Wo bleiben denn dort die Kritikpunkte, die Du so schön analysiert und aufgeführt hast? Denen ich mich und ich glaube auch Herr Wieland sofort anschließe? Über Hamit brauchen wir kein Wort mehr verlieren, ich habe mich schon des öfteren über seine lange währende Demontage geäußert. Genau die gleiche Demontage sehe ich momentan bei Halil, Rakitic und wenn Slomka so weiter macht, bei Lövenkrands. Dies wird jedoch von keinem Sportjournalisten erwähnt. Genau darauf bezieht sich Herr Wielands Kritik. Wenn ich mich jetzt nicht täuschen sollte.

So ganz verstanden habe ich Deine Argumentation nicht.

Wenn man davon ausgeht, das er das 4-3-3 als System etabliert hatte (letztes Jahr mit der Aufstellung Lövenkrands oder Özil - Kuranyi - Altintop oder Varela oder Asamoah im Sturm; Kobi, Ernst, Bajramovic oder Lincoln im Mittelfeld) und er dieses System gandenlos durchzieht, dann kann man nicht mit den fehlenden Spielertypen argumentieren sondern maximal mit der fehlenden Leistung der Spieler. Denn die Spieler sind identisch bis auf Lincoln. Und der war in der großen Zeit im letzten Jahr zudem verletzt.
Das Slomka nach Kuranyis Ausfall mit Larsen als Ersatz am 4-3-3 festhält finde ich logisch. Wer sonst wenn nicht Larsen ist ein kopfballstarker Stoßstürmer, der in der Mitte dieses Systems unbedingt benötigt wird? Das er technisch mindestens so limitiert wie Kuranyi ist, daß steht auf einem anderen Blatt.
Man kann allenfalls diskutieren, ob ein 4-3-3 in Chelsea überhaupt vonnöten ist. Aber warum nicht? Man kann im Nachhinein weiß Gott nicht behaupten, das Schalke wegen einer zu offensiven Grundausrichtung verloren habe. Eher aufgrund eines individuellen Fehlers nach vier Minuten und eindeutiger Unterlegenheit in ALLEN Bereichen.

"Wir kaufen Spieler, die woanders 100 Prozent gegeben haben und freuen uns, wenn sie nach sechs Monaten bei uns noch irgendwo zwischen 60 und 70 Prozent stehen."

Dieses Phänomen haben wir doch schon seit Jahren und Jahrzehnten. Ich erinnere an dieser Stelle gerne an Nationalspieler wie Sven Kmetsch oder Uwe Scherr. Die sind bei Schalker nur schlechter geworden.

Was mich an dieser Stelle noch interessieren würde. All die, die sich jetzt aus dem Fenster lehnen und zwingend einen Trainerwechsel fordern, all die würde ich bitten eine halbwegs vernünftige Alternative zu nennen. Und komm mir bloß keiner mit Mourinho. Das ist nicht vernünftig, das ist Blödsinn.

Ja, ja und ja.

Irgendwie habt ihr mbMn alle recht.

Natürlich darf und muss Slomka kritisiert werden. Natürlich spielt Schalke derzeit richtig schlecht und natürlich ist Slomka dafür verantwortlich.
Aber all die Argumente die Du (Matthias) hier aufführst, sind bei Herrn Hendriock nicht zu lesen. Der schreibt nur dass Stevens der bessere weil stärkere Trainer ist, ohne zu beschreiben was genau gerade gut läuft in Hamburg. Er schreibt das Rangnick besser ist, bringt einen albernen Zahlenvergleich und verpasst zu schreiben, was die Mannschaft auf dem Platz unter Rangnick besser gemacht hat.

Deshalb hat auch der Zeitverschwender recht (wie heißt der Mann eigentlich richtig?), wenn er erklärt das es mir nicht um das ob, sondern um das wie geht.
Und mit Knut bin ich was das Geschehen auf dem Platz angeht, schon fast zu oft einer Meinung. In London war wirklich alles schlecht und eine Aufstellung nach 4-3-3 bedeutet nicht automatisch, dass eine Mannschaft offensiv spielt. Gerade Schalke hat in der letzten Saison häufig mit zwei Aussen- und einem Stoßstürmer gespielt und gleichzeitig hinten sehr sicher gestanden.

Achja, und Mourinho zu fordern ist kein Blödsinn. Das ist eine Anmaßung. Über andere Trainer schreibe ich aber erst ab dem Moment, da Slomka raus ist.


PS: Mein Beitrag hat es auch nicht geschafft, als Trackback bei derwesten.de zu erscheinen. Möglicherweise steht meine URL seit meiner letzten Kritik ja schon auf dem Index ;-)

PPS: Im Radio wurde gerade berichtet, dass nun auch Asamoah und Ernst für morgen fraglich seien. Erst hätte eine Grippe und Asamoah soll sich im Abschlußtraining eine Muskelverletzung zugezogen haben. Dazu noch Kuranyi, Halil und Pander (?) … Nun muss Slomka nach seinen starken Worten Wechsel folgen lassen; vermutlich mehr als im lieb sind.

@Torsten: Findest Du das so schlimm einer Meinung zu sein?
Anmaßung, Größenwahn, Blödsinn... Ist doch eigentlich wurscht.
Pander ist im Übrigen laut Kicker die nächsten drei Wochen weg. Mal wieder...

@Verschwender: Hamits "Demontage", wenn man sie so nennen will, dem Herrn Slomka auf die Nase drücken? Och nö. Das gleiche gilt für Halil. Ist Slomka daran Schuld, das der ausgepfiffen wurde? Ich finde, da muss sich die Fanexistenz Schalkes überlegen was sie tut. Nicht der Trainer. Siehe früher van Kerckhoven.
Und was wird an Lövenkrands demontiert? Der spielt in dieser Saison eine dermaßen unterirdische Scheisse, das ich ihn auf die Tribüne setzen würde. Aber ich bin kein Trainer.

Nein, natürlich ist das nicht wirklich schlimm. Das war mit Augenzwinkern gemeint.

@kurtspaeter
Nein im Fall Hamit, ist das Kind sicherlich schon unter Rangnick in den Brunnen gefallen. Wenn ich einen Spieler immer wieder auf einer Position einsetze, die er offensichtlich nicht beherrscht, tue ich dem Spieler kein Gefallen. Hamit kam als offensiv ausgerichteter Mittelfeldspieler und verrichtete seine Arbeit aber größtenteils auf der rechten Außenverteidiger Position. Im schlimmsten Fall auf der linken Seite, wie in Eindhoven. Auch Halil überzeugte in Kaiserslautern auf zentraler Position und nicht auf den Außen. Und Lövenkrands ist seine Formschwäche und vor allem seine Unsicherheit jede Sekunde auf den Platz anzumerken. Wenn ich ihn dann als Trainer trotzdem über Wochen von Anfang an bringe, muß ich mich nicht wundern, wenn er am Ende verheizt ist. Also ich bleibe bei meiner Meinung, man sollte das System an den Möglichkeiten der vorhandenen Spieler ausrichten und nicht umgekehrt. Lövenkrands sollte seine Spielpraxis im Amateurteam aufbauen und nicht in wichtigen CL Spielen. Ich hoffe Slomka kriegt noch die Kurve.

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Kommentare & Antworten

Lucio
da Lucio findet imma den richtigen Zeitpunkt zum abspiela
ch (Gast) - 10. August, 21:47
Na also: noch ein...
...alter Bekannter ;)
berka - 1. August, 13:04
Alte Bekannte
Schön erklärt, danke. Noch ein paar bekannte Namen...
berka - 1. August, 09:12
Notlagen?
fällt mir jetzt erst auf: habt Ihr die im Stadion etwa...
berka - 30. Juli, 14:00
Ich weiss schon warum...
Ich weiss schon warum ich im Stadion keine Getränke...
Jan! (Gast) - 30. Juli, 13:01
siehste
deswegen wird's wahrscheinlich exportiert
berka - 30. Juli, 08:50
Wir warten gespannt
...auf den ersten, der Veltin's schreibt.
Trainer Baade (Gast) - 29. Juli, 23:27
@ Stefan: Ja, bei Miller’s...
@ Stefan: Ja, bei Miller’s würde ich auch nichts dazu...
Herr Wieland - 29. Juli, 17:12

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Der Spielmacher

Stets ein wunderbarer Quell der Wirrnis ist der Begriff des Spielmachers oder gar der Spielmacher-Position. Der Mann mit der legendären Nummer 10 war einst Halbstürmer und wurde später ins Mittelfeld zurückgezogen, wo er aber mehr wurde als ein zentraler Mittelfeldspieler. Dieser Spieler in der Mitte des Feldes, ob vorgeschoben oder zurückgezogen, sollte von seinen Mitspielern häufiger angespielt werden und dann genialisch das Angriffsspiel bedienen. Das wurde noch mit der Phantasie kurzgeschlossen, ein solchermaßen kreativer Mensch könne nicht auch noch schwer arbeiten, weshalb man ihm einen Helfer, den sogenannten Wasserträger, beistellen müsse. Einen solche Spielmacherposition gibt es heute nicht mehr, trotzdem ist die Suche nach dem Spielmacher nicht beendet. Im Zweifelsfall wird der Kopf einer Mannschaft, wie Zinedine Zidane beim französischen Weltmeister 1998, einfach zum Spielmacher erklärt.
Biermann/Fuchs

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