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Am 31.03.2001 hat Dr. Markus Merk zum letzten mal ein Spiel des FC Schalke 04 geleitet.

1988 pfiff Merk erstmals in der 1. Bundesliga, in den sechs Spielzeiten von 1995/96 bis 2000/01 wurde er 15 mal bei Spielen des FC Schalke eingesetzt. Ein völlig normaler Wert, in dieser Zeit leitete er beispielsweise 18 Partien des HSV und 13 Spiele unter Beteiligung von Bayer 04 Leverkusen.

Auf Schalke gibt es Fans (und Ex-Manager, s.u.) die der Meinung sind, Merk hätte Schalke 2001 die Meisterschaft gestohlen, weil er am letzten Spieltag den Bayern beim HSV in der 94. Minute einen Freistoß zusprach. Weniger heißblütig betrachtet könnte Schalke die Meisterschaft aber auch einen Spieltag zuvor, bei der 0:1 Niederlage in Stuttgart, selbst verspielt haben.

Wieso aber diese Schalke-Abstinenz des sechsmaligen "DFB Schiedsrichter des Jahres" und zweimaligen "Weltschiedsrichter des Jahres"?

Natürlich fallen einem Bedenken bezüglich der Sicherheit ein. Selbst Rudi Assauer hat den einen oder anderen starken Spruch in diese Richtung getan, erst noch vor einem Jahr. Ein bisschen peinlich, finde ich.
Aber Merk pfeift auch keine Auswärtsspiele der Schalker, und überhaupt, sollte sich der DFB solchen Bedenken tatsächlich beugen? Ist das nicht eher unwahrscheinlich? Gibt es da was Offizielles zu, eine Absprache zwischen dem DFB und Schalke 04? Weiß das jemand, bin ich vielleicht der Einzige, der sich nicht erinnern kann?

Gibt es sowas noch bezogen auf andere Vereine? Der Hoeneß Uli polterte doch schon desöfteren nach verlorenen Spielen, dass er den einen oder anderen Schiedsichter zukünftig ablehnen würde.

Von den in der ersten Liga etablierten und nicht direkt aus München stammenden Schiedsrichtern pfeifen aber nur Dr. Franz-Xaver Wack, Dr. Helmut Fleischer und Wolfgang Stark keine Spiele des aktuellen Tabellenvierten. Alle kommen aber aus Bayern, mehr oder weniger nahe München gelegen. Von Dr. Merks Wohnort Otterbach sind es immerhin 323 km bis Gelsenkirchen.

Googlen hat mich nicht schlauer gemacht. Sollte einfach noch keiner gefragt haben?! Könnte ich ja mal tun ...

Die Frage beschäftigt mich jedes Mal wieder, wenn ich Hr. Dr. Merk zufällig bei Spielen sehe. Dann fragt meine Freundin auch immer gleich: "Ist das nicht der, der nicht mehr auf Schalke pfeift?". Sobald ich dann bejahe kommt jedes Mal die Frage, warum er nicht mehr bei uns pfeift und ich muss auch jedes Mal passen.

Erklärungsansatz

Ich bin auch bis heute der Meinung, das Merk den Rückpass falsch pfiff, das er Kahn fälschlicherweise, während er im Strafraum seinen Kopf in Gegenspieler stieß, auf dem Platz ließ und das einzig die Bayern durch Zeitschinden für die Nachspielzeit sorgten und das Tohuwabohu im Strafraumvor Anderssons Freistoß zu verantworten hatten.

Damals gab es bekanntermaßen Morddrohungen (was beknackt genug ist) gegen Merk und ich glaube einfach, der DFB will von vornherein die Schärfe aus der Angelegenheit rausnehmen.
Man stelle sich vor, Merk hätte in Bochum das Handspiel von Imhof im Strafraum nicht gepfiffen oder gäbe ein im nachhinein unberechtigtes Tor für Schalke oder den jeweiligen Gegner.
Entweder würde von Konzession gesprochen oder von erneutem Betrug und die Volksseele würde kochen.
Dies kann man umgehen, in dem man Merk nicht dem Druck aussetzt, eine knifflige Situation pro oder contra Schalke zu pfeifen.
Vielleicht ist das nicht offiziell, richtig ist es aber meines Erachtens trotzdem.

Nachtrag

Mir fiel erst nach dem Kommentar der Schiedsrichter Berg aus Konz ein. Der hatte in Rostock 1992 das Foul an Frankfurts Weber nicht gepfiffen. Bei einer (richtigen) Elfmeterentscheidung und wenn die Eintracht getroffen hätte, wäre sie Meister geworden.
Die Folge war, das Berg erst zu Beginn der Saison 1995/96 wieder ein Spiel der Frankfurter pfiff. Sein 33ter Einsatz nach Rostock.
Ob dies allerdings mit Rostock zusammenhing weiß ich natürlich nicht.

Und die dritte Riesenfehlentscheidung, also das Phantomtor Helmers, sah Schiri Osmers als Mann an der Pfeife. Der hat aber im gleichen Jahr seine Karriere beendet, ob aus Altersgründen oder deswegen weiß ich nicht mehr. Nürnberg pfiff er jedenfalls nie wieder.

Oder ein heimlicher Fall Frisk?

Wenn man die Situation um Merk neben die von Dir aufgeführten Fälle Osmers und Berg stellt, könnte einem Schelm glatt der Gedanke eines Eingeständnisses ob etwaiger Fehler des Herrn Merk seitens des DFB kommen!?

Klar ist Dein Erklärungsansatz nachvollziehbar. Und verstehe mich nicht falsch: Ich muss Merk nicht Schalke pfeifen sehen.
Aber Merk ist ja nunmal nicht irgendein Schiri, der Mann pfiff ein CL- und ein EM-Endspiel und ausgerechnet den soll der sonst wenig flexible Fußballbund durch Nichtansetzung vor Konzessions- oder Betrugsvorwürfen schützen wollen?

Aber da Du die Morddrohungen erwähnt hast: Vielleicht geht es ja auch einfach von Merk aus, vielleicht stellt er sich für Spiele mit Schalke einfach nicht mehr zu Verfügung, eine Art heimlicher Fall Frisk?! Das wäre allerdings die für Schalke beschämendste Variante. Vielleicht will ichs doch nicht mehr so genau wissen ...

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Fritten, Fussball & Bier - 5. Mai, 19:52

Fussball-Blog Wochenschau KW 17

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Kommentare & Antworten

Lucio
da Lucio findet imma den richtigen Zeitpunkt zum abspiela
ch (Gast) - 10. August, 21:47
Na also: noch ein...
...alter Bekannter ;)
berka - 1. August, 13:04
Alte Bekannte
Schön erklärt, danke. Noch ein paar bekannte Namen...
berka - 1. August, 09:12
Notlagen?
fällt mir jetzt erst auf: habt Ihr die im Stadion etwa...
berka - 30. Juli, 14:00
Ich weiss schon warum...
Ich weiss schon warum ich im Stadion keine Getränke...
Jan! (Gast) - 30. Juli, 13:01
siehste
deswegen wird's wahrscheinlich exportiert
berka - 30. Juli, 08:50
Wir warten gespannt
...auf den ersten, der Veltin's schreibt.
Trainer Baade (Gast) - 29. Juli, 23:27
@ Stefan: Ja, bei Miller’s...
@ Stefan: Ja, bei Miller’s würde ich auch nichts dazu...
Herr Wieland - 29. Juli, 17:12

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Stets ein wunderbarer Quell der Wirrnis ist der Begriff des Spielmachers oder gar der Spielmacher-Position. Der Mann mit der legendären Nummer 10 war einst Halbstürmer und wurde später ins Mittelfeld zurückgezogen, wo er aber mehr wurde als ein zentraler Mittelfeldspieler. Dieser Spieler in der Mitte des Feldes, ob vorgeschoben oder zurückgezogen, sollte von seinen Mitspielern häufiger angespielt werden und dann genialisch das Angriffsspiel bedienen. Das wurde noch mit der Phantasie kurzgeschlossen, ein solchermaßen kreativer Mensch könne nicht auch noch schwer arbeiten, weshalb man ihm einen Helfer, den sogenannten Wasserträger, beistellen müsse. Einen solche Spielmacherposition gibt es heute nicht mehr, trotzdem ist die Suche nach dem Spielmacher nicht beendet. Im Zweifelsfall wird der Kopf einer Mannschaft, wie Zinedine Zidane beim französischen Weltmeister 1998, einfach zum Spielmacher erklärt.
Biermann/Fuchs

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