Wie heißt eigentlich der Manager von 1899 Hoffenheim?
Fußball existiert zweimal. Zum einen gibt es den Fußball der Protagonisten, den Fußball derjenigen, die damit ihr Geld verdienen, die das kreieren, was es später zu sehen, zu diskutieren und auch zu lesen gibt.
Und dann gibt es den Fußball der Konsumenten. Das sind die, die den Scheiß kaufen für die der Fußball wirbt. Die all das lesen, anschauen, hören. Auch die, die sich nicht gerne Konsumenten nennen lassen, für die ein Sieg des eigenen Clubs noch ein persönlicher Sieg ist, und die glauben, daran teilhaben zu können.
Für die ersten ist 1899 Hoffenheim ein ‚interessantes Projekt’. Ohne jegliche Vorleistung wird ein Dorfklub derart üppig mit finanziellen Mitteln ausgestattet, dass auf der viel zitierten grünen Wiese ein neues Fußballunternehmen entsteht, dessen Mannschaft in Zukunft regelmäßig unter den ersten 5 der Fußballbundesliga zu finden sein wird. Nichts Anrüchiges gibt es dabei zu beklagen. Mäzenentum ist in Deutschland allgegenwärtig, ohne mehr oder weniger selbstlose Geldgeber könnten tausende Sportvereine in den Niederungen deutscher Ligen nicht existieren. Für die Protagonisten bedeutet 1899 Hoffenheim Arbeitsplätze, Geschichten, frisches Geld in der Liga. Eben eine neue, auf Hochglanz polierte und profitable Filiale des Unternehmens Bundesliga.
Für die zweiten ist 1899 Hoffenheim Betrug an der Idee von Sportlichkeit. Schon immer hat man sich über die finanziellen Übermacht des FC Bayern geärgert, aber jeder musste einsehen, dass der Erfolg der Bayern auf ständigen sportlichen Erfolg fußt. Schalke 04 erhielt seinen recht üppigen Sponsorenvertrag nicht für Noppes, sondern weil es einer der Clubs – vielleicht der Club – mit der höchsten Kundenbindung ist. Ein Verein, der es trotz aller Abstürze, Skandale und Misserfolge regelmäßig schafft, sein Stadion zu 99,9% zu füllen.
Fast jeder Fan litt schon mal darunter, dass sein Club einen guten Spieler verhökern musste, weil es die finanzielle Situation bedingte. Man wünscht sich siegreiche UI-Cup-Spiele gegen Hapoel Bnei Sakhnin oder Chernomorets Burgas um sich für den UEFA-Cup zu qualifizieren, in dem das vermeintlich große Geld lockt. In der Hoffnung, dass dieses dann wieder in die Mannschaft investiert wird.
Um das alles, um den Wunsch nach Wachstum, um das Bangen, dass der wichtigste Spieler nicht die Bayern-Bank vorziehen möge, braucht man sich in Hoffenheim nicht zu scheren. Die Tatsache, dass Hoffenheim alles kriegt was es braucht, ohne je gebangt, ohne gelitten zu haben, ist das, was den Fußballfan an Hoffenheim ärgert.
Es mag objektiv gesehen alles sauber, alles ok sein, was da auf der grünen Wiese entsteht. Aber scheiße ist’s trotzdem.
Schindelmeiser bei Tennis Borussia