Olympia - ein Problem ohne Sinn und Verstand
Qualifiziert wurde sich beispielsweise bei der U-21 Europameisterschaft oder bei der U-20 Südamerikameisterschaft.
Wo der Irrsinn schon beginnt. Warum nämlich eine Mannschaft teilnehmen darf, die in ihrer Zusammensetzung bzw Altersstruktur wenig mit der qualifizierten Mannschaft zu tun hat, das ist mit gesundem Menschenverstand nicht zu erklären. Zugelassen sind nämlich nur Mannschaften U-23, inklusive drei Spieler älteren Semesters.
In den letzten Wochen traten vermehrt Probleme zu Tage, die auch mehrere Bundesligavereine betreffen. Veranstalter der Spiele ist das IOC.
Abstellungspflicht für Nationalspieler jeglichen (!) Alters gilt aber nur für Wettbewerbs- oder Freundschaftsspiele, die unter dem Dach der FIFA und nach dem geltenden Rahmenterminkalender der FIFA angezeigt sind.
Dort ist offiziell jedoch nur vom Frauenfußballturnier die Rede. Das Männerturnier, beginnend am 7. August ist nicht benannt.
Nun hat die FIFA, wohl erzwungen durch die Freigabeverweigerung so mancher Vereine, letzte Woche Freitag eine angeblich verbindliche Erklärung entsandt, die rechtlich in eine Tonne zu treten ist.
Darin heißt es:
"alle Spieler, die an der Vor- und Endrunde teilnehmen, am oder nach dem 1. Januar 1985 geboren sein müssen. Für die Endrunde dürfen zusätzlich drei Spieler, die dieses Alterskriterium nicht erfüllen, in die offizielle Spielerliste aufgenommen werden."
Okay, so schlau waren wir alle schon, es wird trotzdem darauf verwiesen, das es sich um offizielles FIFA-Recht handelt. Jetzt aber kommt das erste aber:
Gemäß dem Regelwerk der FIFA ist die Freigabe für Spieler über 23 Jahren nicht verpflichtend.
Spieler wie Berlins Pantelic, der in den letzten Tagen seine wiedererwachte Liebe (oder schlief sie seit Milosevics Abdankung nicht?) für Serbien kundtat und der auf die reine Solidarität Herthas hoffen muss, fallen in diese Regelung. Oder ein Ronaldinho, der offenkundig zu Olympia möchte.
Der eigentliche Streitpunkt aber ist die Abstellung der U-23 Spieler wie Rafinha (Schalke 04), Diego (Werder) oder Breno (Bayern). Und dazu heißt es ordentlich und rechtlich nichtssagend:
Die Freigabe für Spieler unter 23 Jahren steht hingegen außer Zweifel. Diese ist gemäß der oben genannten offiziellen Erklärung verpflichtend: "Die Freigabe von Spielern unter 23 Jahren wird seit 1992 von den Vereinen akzeptiert, daher muss das auch diesmal gelten."
Wie bitte? Die alles reglementierende FIFA, der Verband, der beispielsweise sein Werberechte derartig schützt, dass das AOL von der HSH-Nordbank-Arena während der WM verschwindet, dieser alles reglementierende, korrupte Verband beruft sich auf ein einfaches "das war schon immer so"?
Die Androhung, sinnigerweise von IOC-Präsident Rogge (was hat der in diesem Fall eigentlich zu sagen?), dass bei Nichteinhaltung dieser nicht existierenden Regel die Spieler gesperrt werden, sorgt für solche Aussagen:
Klaus Allofs:
"Wenn sich die Sachlage in so eine Richtung verändern würde, wäre es eine neue Situation, die wir akzeptieren würden", kündigte Allofs daraufhin an.
Dabei gibt es keine neue Sachlage und in der Kürze der Zeit wüsste ich auch nicht, wie es zu einer solchen kommen sollte.
Eine absurde Veranstaltung. Offenbar sind sowohl IOC, als auch FIFA von der Tatsache der Olympischen Spiele 2008 überrascht worden.
Den Bundesligavereinen vorzuwerfen, daß sie ihre Spieler nicht abstellen, funktioniert nicht. Denn eine verpflichtende Regel existiert nicht.
Das sich die Spieler, allen voran Diego und sein Vater (wobei das auch nix neues ist) sowie Rafinha, verhalten wie im Kindergarten, steht wiederum auf einem anderen Blatt.
Außerdem soll die DFL ihrerseits angeblich prüfen lassen ob es rechtlich möglich ist, Spieler für das olympische Turnier sperren zu lassen, wenn Spieler ohne Zustimmung des Clubs nach Peking reisen.
Der sid lässt Manager Müller zu Wort kommen: Wenn ich auf den von Dir verlinkten FIFA-Rahmenterminplan schaue fällt mir ein: Vielleicht will Rafinha dann ja Anfang Oktober zur Futsal-WM. Als Revanche.