Was wa(h)r

Sonntag, 9. Dezember 2007

Punxsutawney Phil lässt grüßen

(Zum Spiel Eintracht Frankfurt – FC Schalke 04)

Zum Glück gibt’s in der Bundesliga eine Winterpause. Im Rhythmus von 4 bis 7 Tagen den immer gleichen Beitrag über die Schalke Unzulänglichkeiten zu schreiben ermüdet ungemein.

Und wieder stand Schalke mit dem Ball am Fuß vor einer vielbeinigen Abwehr, ohne Idee, wie es da wohl irgendwie durchkommen könnte.
Und wieder leistete sich die Abwehr einige kapitale Böcke.
Und wieder vergaben Stürmer auch die größten der wenigen Torchancen.
All das zeichnet das Schalke 04 im Herbst 2007 aus – und macht es zum Gegenteil einer Spitzenmannschaft.

Und weil auch Frankfurt keine Spitzenmannschaft ist, wird heute in den meisten Zusammenfassungen, Berichten oder Foren hauptsächlich auf die Härte, auf die Emotionen in der Partie eingegangen, und dabei insbesondere auf die Rudelbildung, fünf Minuten vor Schluss.

Stefan von (Frankfurt-) Blog-G sieht darin einen Grund, wieso die Eintracht doch noch den Ausgleichstreffer hinnehmen musste, und beschuldigt indirekt Michael Thurk, die Situation heraufbeschworen zu haben:
„Der schon fast sichere Frankfurter Sieg wurde vielleicht letztendlich durch eine Situation ca. fünf Minuten vor dem Abpfiff entschieden. Es gibt einen Freistoß für die Blauen in deren Hälfte, der kurz zuvor eingewechselte Michael Thurk hat nichts besseres zu tun, als den Ball zu blocken und ein paar Meter weiter nach hinten zu legen, Fabian Ernst kommt angerannt und will sich das Spielgerät mit einem leichten Rempler schnappen. Thurk tut das, was Thurk in solchen Fällen tut: Er legt einen Salto rückwärts hin. Plötzlich geht irgendwie jeder jedem an die Gurgel, ein Schalker Ergänzungsspieler (Grossmüller?) würgt den soeben erst von den Toten auferstandenen Thurk, sieht, dass es keiner der Schiedsrichter mitbekommen hat und verdrückt sich schnell im Spielertunnel. Erst ca. 5 Minuten war wieder an ein weiterspielen zu denken, vorher musste das Spielfeld von Trainern, Betreuern und Ersatzleuten geräumt werden.“
Ob Schalke tatsächlich ohne dieses Palaver den Ausgleich nicht mehr geschafft hätte, ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass der DFB Herrn Großmüller meinetwegen gerne für 64 Spiele sperren darf. Denn abgesehen von einem durch eine schlechte Torwartleistung begünstigten Freistoßtor, fiel Großmüller bislang nur durch lethargische Bewegungen, Foulspiel und schlechte Interviews auf.

Gegen Frankfurt hätte auch verloren werden können, Schalke hätte sich nicht beschweren können. Nach allem, was man über Manager Müllers Aktivitäten so liest, hoffe ich, dass trotz des Punktgewinns die Zeichen erkannt wurden.

Sonntag, 2. Dezember 2007

And the Oscar goes to: Tom Bartels

(Zum Spiel FC Schalke 04 – VfL Bochum)

Aus Scheiße Gold zaubern, dass schaffen nur Hollywood und die ARD-Sportschau. Ein rasantes Ruhr-Derby war das Spiel nur im Film.

Zwei bemühte Mannschaften, die verschoben was das Zeug hielt. Die deckten, grätschten, zogen und – besonders im Falle der Bochumer – sich auf dem Rasen wälzten. Zwei Mannschaften, die nicht in der Lage waren, Fußball zu spielen und die auch kaum Höhepunkte schufen. Torschüsse Richtung Bochumer Tor passierten, Richtung Gelsenkirchener Tor passierten sie in der ersten Hälfte nicht mal.

Schalke hat die stärkeren Einzelspieler, weshalb das Spiel hauptsächlich in der Bochumer Hälfte stattfand. Doch da, wo es eng wurde, verhalf nur der Zufall den Schalkern zu Chancen. Und wenn der Ball dann mal gefährlich durch den 5-Meter-Raum flipperte, fand sich regelmäßig ein Schalker, der den Ball neben oder über den Kasten klärte. Selbstverständlich fiel das Tor nach einer Standardsituation.

In der zweiten Hälfte ließen bei Schalke die Kräfte nach und der VfL bekam gleichfalls die Möglichkeit, schlecht nach vorne zu spielen. Auf zwei Distanzschüsse haben sie es gebracht. Es gab Spiele, da reichte das für ein Unentschieden gegen Schalke. Gestern nicht.

Uninspiriert ist für mich das Wort des Spiels. Schalke war uninspiriert. Bochum war uninspiriert. Und sogar die Gelsenkirchener Ultras waren uninspiriert, ließen sich von einem Spiel ohne jegliches Feuer anstecken und verfielen in einen Dauersingsang der völlig am Spiel vorbei ging, nurnoch sich selbst feiernd.

Kreativ war nur Tom Bartels, der daraus einen unterhaltsamen Zusammenschnitt zauberte, das, was der Fußballfan nach einer anstrengenden Woche genießen möchte. Gleichzeitig schuf er sich die fast perfekte Bewerbung für einen Job im zukünftigen DFL-TV. Wirklich perfekt wäre sie gewesen, wenn er noch irgendwie tosenden Jubel zum Abpfiff hätte reinschmuggeln können. So konnte der aufmerksame TV-Zuschauer noch kurz das Gemisch aus bravem Applaus und Pfiffen mitbekommen, das es im Stadion trotz des 1:0 Sieges zu hören gab, und das ihn auf die Idee bringen konnte, dass da irgendwas nicht ganz zusammenpasste.


[Bild: Noodlefish]

Donnerstag, 29. November 2007

Volle Buxen

(Zum Spiel FC Valencia – FC Schalke 04)
„Wir haben das Endspiel, das wir uns alle erhofft haben.“
… hat Manager Müller gesagt – und damit das Positive des gestrigen Abends schon abschließend behandelt. Valencia war nicht gut und Schalke war noch schlechter. Engagiert zwar, aber zu hektisch und unpräzise. Schalke war zunächst kaum in der Lage, sich ordentliche Chancen herauszuspielen. Später wollte Schalke das auch nicht mehr wirklich, was Trainer Slomka indirekt zugab:
„Unser Spiel war geprägt von Sicherheit. Wir wussten natürlich über das Ergebnis in Trondheim Bescheid.“
Ich kann verstehen, dass Schalke – nach der Erfahrung im Hinspiel, als Valencia eine einzige Chance zum Sieg reichte – nicht unbedingt auf Sieg spielten wollte. Das ist nicht schön anzuschauen und für Fußballpuristen vielleicht sogar moralisch verwerflich. Aber es geht um das Ziel „Weiterkommen“, und wenn Slomka als Verantwortlicher entscheidet, dass er einen Heimsieg gegen Trondheim als leichter zu erringen erachtet, bzw. die Gefahr einer Niederlage in Valencia bei einer offeneren Spielweise als zu groß einstuft, dann kann man das akzeptieren.

Doch speziell gestern hat das überhaupt nicht funktioniert.
Mag das Schalke Spiel vielleicht in seiner Planung von Sicherheit geprägt gewesen sein, was dabei heraus kam war an Wackeligkeit kaum zu überbieten. Schalke hatte die Hosen gestrichen voll, wieder mal Angst, dass doch was schiefgehen könnte. Wieder kein festes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, allen starken Sprüche zum Trotz. Und benahe hätte es auch wieder geklappt, mit der Self Fullfilling Prophecy, der Bestätigung des Schalker Bildes der ewigen Zielgeradenstrauchler.

Es ist noch mal gut gegangen. Mit Massel und ohne sich dafür entschuldigen zu müssen, weil Valencia auch nicht so gespielt hat, dass es einen Sieg verdient gehabt hätte.

Nun also das Endspiel gegen Trondheim. Ich freu’ mich drauf. Es sollte nur nicht zu lange spannend bleiben.

Sonntag, 25. November 2007

Ein erstes Lichtlein flackert

(Zum Spiel Hannover 96 – FC Schalke 04)

Wo ist sie nur, diese beste Abwehr der Liga aus der vergangenen Saison? Das defensiv so starke Schalke, das letztes Jahr 14 mal zu Null spielen konnte?

Bordon patzt mittlerweile in jedem Spiel. Das er tatsächlich laut kicker-Noten der zweitstärkste Verteidiger der Saison sein soll beweißt, dass man sich kein Urteil anhand dieser Noten bilden sollte. Krstajic ist nicht fit. Westermann muss mangels Alternativen die Linie entlang rennen. Ernst ist sich im Abwehr-Tohuwabohu meist nicht schnell genug darüber im klaren, welches Loch am nötigsten gestopft werden muss. Und Neuer setzt das Erfahrung sammeln fort.

Gegen Hannover traf Schalke zum Glück auf einen Gegner, der häufig genug ähnlich unkoordiniert verteidigte. Außerdem wollte auch Robert Enke, der Torwartmessias aller gewollt anderen Fußballexperten, mal nicht so sein und zeigte, dass auch er scheiße spielen kann. Also entwickelte sich das, was häufig ein offenes Spiel genannt wird ...

Jetzt mach’ aber mal halblang mit diesem miesepetrigem, achso kritischen Geschreibsel! Nervt es Dich nicht selbst, immer was zu kacken zu haben? Ein spannendes Spiel, fünf Tore und gewonnen – sei gefälligst mal zufrieden!

Tatsächlich war es ein sehr unterhaltsames Spiel! Es war nie langweilig, der Schiedsrichter und sogar der Premiere-Kommentator hatten gute Tage.
Schalke spielte nach vorne, 90 Minuten lang. Und es wollte spielen, es wartete nicht auf Standardsituationen. Rakitic ackerte viel, seine Pässe waren allerdings meist zu unpräzise und im Abschluß traute er sich nicht viel zu, wieso auch immer. Özil war effizienter, tauchte aber zeitweise etwas ab, was möglicherweise noch seiner gerade überstandenen Verletzung geschuldet war. In jedem Fall belebten die beiden das Offensivspiel der Schalker, brachten Bewegung in das zuletzt so statische offensive Mittelfeld.

Kuranyi war der beste Spieler auf dem Platz. Es gelang nicht alles, aber er war immer in Bewegung und trieb auch seine Mitspieler an. Seine Tore waren nicht toll, aber er war da und hat den Knicker reingedrückt. Seine Vorlage zum entscheidenden dritten Tor war allerdings wirklich klasse.

Endlich mal wieder ein richtiges Tor!
Kein abgefälschter Ball wie gegen Hamburg, kein eigentlich haltbarer Freistoß wie gegen Bremen. Kein irgendwie aus einem Pulk reingeprügelter Ball.
Eine gute Ballannahme und ein sehenswerter Direktpass von Kuranyi, ein gewonnenes Laufduell und ein präziser Abschluss Marke „echter Stürmer“ durch Halil Altintop: 3:2 gewonnen. In Bremen oder München mag so was Standard sein, auf Schalke wurde man zuletzt wahrlich nicht verwöhnt.

Meine Hoffnungen sind jedenfalls noch mal angefacht worden. Mit Rakitic und Özil lassen sich Chancen generieren, mit Kuranyi und Altintop lassen sich Tore schießen.

Aber hinten war’s trotzdem schrecklich.

Sonntag, 11. November 2007

Fieser Fußball und schlechte Schalker

(Zum Spiel FC Schalke 04 – Hamburger SV)

Da freut man sich nach einem gelungenem Auftritt in der Champions League auf das nächste Spiel und bekommt Fußball zum abgewöhnen präsentiert.

Was war das für ein übles Getrete, Gestochere, Gefalle und Gemeckere, was es da gestern zu sehen gab! Ein Spiel das die Bezeichnung nicht verdiente, weil der Ball kaum lief, weil auf dem Platz die Emotionen überkochten und Schiedsrichter Gräfe eine grottenschlechte Leistung bot, die Begegnung nie in den Griff bekam.

Hamburg trat wie es wollte, ohne unter Konsequenzen leiden zu müssen. Guerreros Tritt auf (nicht gegen!) Jones Hacke war kein Unfall, wie man in der Sportschau gut hat sehen können. Guerrero bekam nicht mal Gelb. Van der Vaart rutscht mit starr durchgedrücktem Bein gegen Neuers Schienbein. Er verletzte ihn lediglich deshalb nicht, weil seiner Bewegung mittlerweile die Dynamik fehlte. Van der Vaart wurde nicht mal ermahnt. Stattdessen gab Gräfe Lövenkrands Gelb wegen Meckerns, womit wir beim fiesen Fußball auf Schalker Seite wären.

Das ständige nur auf Freistöße hoffen, statt mal auf den Beinen zu bleiben und zu versuchen Fußball zu spielen, gepaart mit dem anschließenden Gezeter, entweder wegen des Fouls, wenn der Schiedsrichter pfeift, oder wegen der vermeintlichen Fehlentscheidung, wenn der Schiedsrichter nicht regiert, ist unerträglich und peinlich zugleich.
Mittlerweile scheint es so, als bemühen sich Asamoah, Rafinha oder Lövenkrands auf den Außenbahnen gar nicht mehr, an ihren Gegnern vorbei zu kommen. Einen Einwurf, eine Ecke oder am besten einen Freistoß herauszuholen, scheint das vornehmliche Ziel. Was irgendwo sogar stimmig ist, denn außer bei Standardsituationen hat Schalke gestern nicht auf das Tor geschossen, nicht schießen können, weil sich die Offensivabteilung aus dem Spiel heraus so gefährlich präsentierte wie die F-Jugend-Mannschaft eines Kreisligavereins.

Ich weiß dass Larsen in Vorzeiten schon mal Tore schoss, aber was er derzeit leistet ist eine Frechheit. Langsam und technisch nicht in der Lage Bälle anzunehmen, sich hinter Verteidigern versteckend. Slomka hätte den 18-Jährigen Wassi einwechseln sollen, es wäre unmöglich gewesen, das dieser weniger Stürmer hätte sein können.

Nun hat Schalke 14 Tage kein Spiel. Mögen Kuranyi, Altintop, Özil und am besten auch Jones bis dahin wieder laufen können. Vielleicht schießt dann mal wieder ein Stürmer aufs gegnerische Tor. Wie die Leistung gegen Chelsea zustande kommen konnte, kann ich aus heutiger Sicht auch nicht mehr erklären.

Mittwoch, 7. November 2007

Schalke zeigt sich selbst wie’s geht

(Zum Spiel FC Schalke 04 – FC Chelsea)

Das zweite der drei ganz wichtigen Heimspiele, und wieder endete es nur unentschieden. Trotzdem geht’s mir besser.

Ob dieses Spiel nun tatsächlich die Initialzündung in einen besseren Saisonverlauf war, kann erst die Zukunft zeigen. Gestern hat Schalke jedenfalls gezeigt, dass es noch ordentlich Fußball spielen kann. Sogar gegen einen stärkeren Gegner, und sogar noch unter Mirko Slomka. Und es hat seine Fans wieder begeistert.

Was war das für eine unglaublich tolle Stimmung! 90 Minuten Anspannung, viel intensiver als bei einem normalen 0:0. Bei jedem Eckball waren die Zuschauer auf ihren Füßen. Fangesänge wurden nicht nur in der Nordkurve sondern auch in der Süd- und auf der Gegengrade angestimmt. Eine riesige Menge Adrenalin in 11 plus 53.000 Schalkern, immer mit dem Wissen, dass ein einziger Fehler gegen eine Mannschaft mit Didier Drogba jederzeit zum Gegentor führen kann.

Schalke war der Außenseiter, deutlicher als gegen Bayern München oder Valencia, gerade in der aktuellen Situation. Und trotzdem war Schalke die bessere Mannschaft, und das nicht nur weil Chelsea wenig Initiative ergriff und nur auf Fehler wartete. Keine Mannschaft lässt freiwillig gegnerische Chancen zu. Schalke spielte schnörkellos und schnell. Sehr diszipliniert und mit hoher Laufbereitschaft. Und in der taktischen Grundformation, mit der es schon letzte Saison seine besten Spiele ablieferte, mit Doppelsechs und zwei hängenden Außen, mal neben, mal hinter dem einen Stoßstürmer.

Westermann und Özil trauten sich von Beginn an in 1:1 Situationen und schöpften aus jeder einigermaßen erfolgereichen Situation weiteren Mut. Überhaupt war der auf Außen eingesetzte Özil der technisch beste Schalker. Und Rakitic brachte als offensiver Mittelfeldspieler in diesem Spiel mehr Vorwärtspässe an den Mann als Großmüller in seinen fünf Spielen.

Bordon leistete sich einen riesen Bock, und ohne die klasse Rettungstat von Neuer wäre das Spiel sehr früh auf eine völlig andere Schiene gesetzt worden. Krstajic verschätzte sich auch zweimal, und schnell sah dann das Tun hinten nervös und hektisch aus. Sie haben auch wieder kein Tor geschossen, und ob die Mannschaft weiterhin so spielen kann bleibt abzuwarten.

Aber die Spieler, die Fans und sogar Journalisten haben gesehen, das es geht. Trotz der vielen Verletzten, trotz einer gegnerischen Mannschaft mit besseren Einzelspielern. Zumindest bis Samstag um 17:15 ist das Trübsalblasen ausgesetzt. Sehr Erholsam.

Freitag, 2. November 2007

Slomka in Gefahr

(Zum Spiel Energie Cottbus – FC Schalke 04)

Bereits nach dem Spiel gegen Werder hatte ich das Schalker Spiel „unstrukturiert und planlos“ genannt. Viele ergebnisorientierte Fans waren nicht meiner Meinung. Heute sollte es auch der letzte Schalker geschnallt haben.

Leider habe ich es nicht geschafft, einen Vorbericht zu diesem Spiel zu schreiben. Fabian Ernst sagte gegenüber dem kicker sinngemäß, dass es egal wäre wie das Spiel in Cottbus verliefe, Hauptsache es würde gewonnen. Das hätte ich unterschrieben. Aber heute hat Schalke weder gut gespielt, noch gewonnen.

Das läuferische Engagement der technisch limitierten Cottbuser reichte völlig aus, Schalke in Schach zu halten. Dabei würde ich den Schalker Spielern niemals eine mangelnde Einstellung unterstellen. Jupp Heynckes, mehrfacher Meister und Champions-League-Sieger sagte mal: „Wenn Fans ‚Wir woll’n Euch kämpfen seh’n!’ rufen, ist das eigentlich falsch. Sie müssten ‚Wir woll’n Euch spielen seh’n!’ rufen, denn kämpfen tun sie alle!“.

Es war ein unstrukturiertes Anrennen, was Schalke in Cottbus fabrizierte. Kaum eine Torchance wurde herausgespielt, wenn Schalke Richtung Tor maschierte war der Zufall der Regisseur. Natürlich hatte Schalke Chancen, es traf gleich dreimal (?) die Latte. Doch wenn eine Mannschaft, die oben mitspielen möchte, beim Tabellenletzten auftritt, erwarte ich eigentlich ein organisiertes Angriffsspiel über eine Halbzeit, und nicht ein paar nach vorne geflipperte Bälle, die dann beinahe hätten verwertet werden können.

Akuell hat Schalke jedes Konzept verloren. Offensiv funktioniert weder das Außenstürmer- noch das Zwei-Stürmer-plus-ein-10er-System. Und derzeit funktioniert nichtmal die ehemals sichere Abwehr ...

Slomka muss nun versuchen, die Auswechslung Kuranyis als unbedingt notwendig zu verkaufen. So sehr wie nie hängt sein Schicksal an der Leistung seiner Mannschaft. Dienstag geht’s gegen Chelsea. Ma’kucken.


O-Ton:
Ich verfolgte das Spiel in der Kneipe meines Vertrauens. Lövenkrands hat die Angewohnheit, selbst nach seinem verzweifeltsten Torschuss noch eine Ecke zu fordern.
Irgendwann ist mir das zu doof und ich verfalle in die typische vor-dem-TV-Meckerhaltung, bedeute wortstark, dass es im Fußball um Tore ginge, nicht um Ecken! „Höhö ...“, lacht der Typ neben mir, cirka 58, mit kleinem Bier und Mariacron auf dem Tisch, WEST rauchend, obwohl HB besser ins Bild gepasst hätte, „Drei Ecken, ein Elfer!“. „Jo“ sach ich, „hasse recht“.

Sonntag, 28. Oktober 2007

Nix Halbes, nix Ganzes

(Zum Spiel FC Schalke 04 – Werder Bremen)

Letzte Saison hatte Schalke die vielleicht beste Defensive der Liga. Nun bleibt Schalke vorne gewohnt unzuverlässig, wird aber hinten immer anfälliger.

Die Sportschau fand es ein tolles Spiel. Für einen neutrale, eher unbeteiligten Zuschauer mag es das gewesen sein. Ich kann mich seit einigen Spielen nicht mehr entspannen und kann nichts tolles daran finden, wenn Schalke derart unstrukturiert, planlos spielt.

Auch gestern entstanden die besten Chancen wieder aus purem Zufall. Ein Pander-Freistoß aus 40 Meter der an den Pfosten segelte, nicht weil es geplant gewesen wäre, sondern weil niemand den Ball mehr berührte. Ein Benaheeigentor von Mertesacker. Eine Bogenlampe von Rakitic aus 30 Metern. Und selbst das Freistoßtor von Grossmüller war schlecht geschossen; solche Bälle hat man andere Torhüter schon stehenderweise fangen sehen.
Von Passkombinationen, davon, dass mal ein Stürmer steil hinter die Abwehr geschickt wird, oder simplen, meinetwegen biederen Doppelpässen, war auch gestern wieder nichts zu sehen.

In der Verteidigung hingegen sind zwei bis drei Blackouts mittlerweile die Regel. Entweder werden die aufgerückten Verteidiger dabei schlicht überlaufen oder die Innenverteidiger stehen schlecht. Marcelo Bordon hat gerade ein wirklich schwache Phase, weshalb er sich vermehrt mit Fouls behelfen muss und fast in jedem Spiel kurz vor einer Roten Karte steht.

Auch gestern hatte der Gegner seine erste Chance nachdem Westermann einen Diego-Lob passend auf Sanogos Fuß verlängerte. Beim Gegentor tauchten drei Bremer völlig frei vor Neuer auf. Und auch in der Schlussphase segelte der Ball quer durch den Schalker Strafraum, ohne dass einer der drei dazwischenstehenden Schalker in der Lage gewesen wäre, einzugreifen. Pures Glück, dass der völlig freie Sanogo nicht zum Bremer Sieg einschoss.

In Bremen mag es eine Tradition sein, es hinten nicht so genau zu nehmen und zu versuchen, vorne einfach ein Tor mehr zu erzielen. So lange Schalke im Sturm derart unproduktiv bleibt wie es das aktuell ist, wäre ich für eine stabile Defensive respektive einer gepflegten Langeweile in Schalkes Hintermannschaft äußerst dankbar. Die neutralen Zuschauer sind mir dabei scheißegal.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Na wat denn getz? Unklarheiten auf und um Schalke

(Nach dem Spiel FC Chelsea - FC Schalke 04)

Wer dieses Spiel nicht gesehen hat wird es schwer haben, sich ein Bild davon zu machen. Die Einschätzungen weisen erhebliche Unterschiede auf. Der Spiegel sah Schalke chancenlos. Der kicker sah Schalke hoffnungslos überfordert.
Eine ganze Reihe von Texten reduzieren die Niederlage auf Neuers Fehler. Laut Herrn sid konnte aber gerade dieser frühe Rückstand die Schalker nicht schocken: Ihm zufolge spielte Schalke „munter mit“ und Fabian Ernst wird mit seiner Meinung zitiert, dass die Mannschaft „ganz gut“ gespielt hätte. Zitiert wurde auch Mirko Slomka, und zwar im oben erwähnten Spiegel-Text, der damit überschrieben ist, dass Schalke chancenlos gewesen sei. Slomka sagte, dass Schalke „gute Chancen“ gehabt hätte …

Ähnlich durcheinander erscheint die Führung der Schalker dieser Tage. Plötzlich muss alles anders sein, alles geändert werden, in der Hoffnung auf Besserung in einer sich unkomfortabel anfühlenden, unsicheren Situation.

Nach einem Wischiwaschi-Start schien eine stabile Formation gefunden. Rakitic spielte hinter einer Doppelspitze, Jones, Ernst und Bajramovic verschoben sich im Mittelfeld bei Bedarf zu einer Dreierreihe vor der Abwehrkette. Doch nun, nach nur einem Punkt gegen die beiden Aufsteiger und schon 9 Punkte Rückstand auf München, bei gleichzeitig mauen Aussichten, in der Champions League die Vorrunde zu überstehen, beginnen die Verantwortlichen zu rotieren.

Trainer Slomka erkor Großmüller zum Heilsbringer. War er vorher auch nie für mehr als 16 Spielminuten gut genug, spielte er gegen Rostock auf der Position des zentralen offensiven Mittelfeldspielers für Rakitic über die vollen Spielzeit. Trotz nur durchschnittlicher Leitung sollte er es auch gegen Chelsea richten. Es verlief genauso erfolglos.
Außerdem sollte beim FC Chelsea das „Heil in der Offensive“ gesucht werden. So offen proklamiert ist auch das einigermaßen neu, wo doch der FC Schalke 04 in der jüngeren Vergangenheit vor allem für eine stabile Defensive stand. Und so wurde für den dritten Stürmer im 4-3-3 System Bajramovic geopfert, was sich schnell als fatal erwies. Gegen die leichtfüßig agierenden Londoner fehlte der dritte Mann vor der Abwehr an allen Ecken und Enden.

Rafinha beispielsweise stand viel zu oft in 1:1 Situationen. Gegen die meist größeren und technisch besseren Angreifer sah er häufig schlecht aus. Einen rabenschwarzen Tag hatte auch Bordon. Der gesamte Schalker Defensivverbund verlor sofort jegliche Ordnung, sobald Chelsea über zwei, drei Stationen schnell spielte, den Ball mit nur einer Berührung weiterleitete. Und das Heil fand man in der Offensive dennoch nicht.

Auch Müller bricht aktuell mit den Ansichten, die er vor wenigen Wochen noch vertrat. Nach Lincolns Verkauf wollte man von der einen Starken 10 Abstand nehmen. Rakitic wurde nicht als Spielmacher angesehen, sollte wuseln, das Mittelfeld torgefährlicher machen. Man wollte nicht mehr von einem zentralen Spieler abhängig sein, der zudem noch wie im Fall Lincolns launisch und divenhaft war.
Nun soll plötzlich José (Zé) Roberto de Oliveira verpflichtet werden, möglichst schon zur Winterpause. Ein 26-jähriger Brasilianer der Kategorie Starke 10. Einer, dem der Ruf vorauseilt zwar hochtalentiert aber schwierig zu sein, Probleme mit der Disziplin zu haben.

Zu allem Überfluss wird aus dem ehemalig stillen Zahlmeister Schnusenberg mehr und mehr ein Präsident, der glaubt zu allem was sagen zu müssen. Aktuell kündigt er schon mal an, Slomka unter Umständen demnächst kritisieren zu wollen ... In den vier Monaten seiner Regentschaft hat der Mann vermutlich schon mehr Interviews gegeben als Herr Rehberg in den 13 Jahren zuvor.


Dies alles erscheint eher wie Aktionismus denn bedachtem Handeln. Wenn derart schnell das eigene Tun in Frage gestellt wird, kann es nicht weit her sein mit dem zuvor vermutetem Konzept hinter all den Verpflichtungen und Aussagen vor Saisonstart. Das ist etwas, das mir viel mehr Sorgen macht, als nur ein Punkt aus zwei Spielen gegen Aufsteiger.

Sonntag, 21. Oktober 2007

Ein Unentschieden wie eine Niederlage

(Zum Spiel Hansa Rostock – FC Schalke 04)

Nicht, dass ich es nicht geahnt hätte. Allerdings dachte ich eher an einen unglücklichen Spielverlauf, nicht an eine solch miserable Leistung.

Schalke muss sich gedacht haben dass es schon reichen würde, hinten ordentlich zu stehen und vorne auf Rostocker Fehler zu hoffen. Zunächst schien das sogar zu funktionieren. In der ersten Hälfte kam Schalke zu ein paar wenigen Chancen, die aber allesamt nicht aus irgendwelchen Passkombinationen oder Geistesblitzen Schalke Spielern, sondern aus Rostocker Unzulänglichkeiten oder Standardsituationen entstanden sind. Selbst Asamoahs Tor war eher ein schön anzuschauender Abstauber denn ein Produkt Schalker Überlegenheit.

Grossmüller spielte für Rakitic von Beginn an. Das er sich gut einfügen würde, sagte der Premierekommentator. So kann man es auch nennen, er war genauso schwach wie der Rest der Mannschaft. Einer Mannschaft, die in der zweiten Hälfte genauso ideenlos und pomadig weiterkickte wie in Halbzeit 1, die nun aber auch nicht mehr zufällig zu Chancen kam, weil Hansa defensiv konzentrierter zu Werke ging.

Offensiv fiel Hansa allerdings auch in der zweiten Hälfte genauso wenig ein wie den Königsblauen. Jedem, der in der ARD-Sportschau was davon gehört hat, dass Hansa nun Druck gemacht oder Schalke eingeschnürt hätte, sei im Hinblick auf die zukünftige Fernsehrechteverteilung gesagt: Auch eine DFL-eigene TV-Produktion hätte dies nicht reißerischer und falscher darstellen können. Hansa hat zweimal aus der zweiten Reihe auf das Schalker Tor geschossen. Und dann war da eben noch Neuers Fehler.

Es ist Neuers Stärke, das Spiel schnell zu machen, Angriffe einzuleiten, wenn der Gegner nach Offensivaktionen zu gemächlich zurücktrabt. Häufig wurden damit Chancen generiert. Diesmal setzte Neuer voraus, das Rafinha starten würde, der machte aber keine Anstalten. Ein Fehler, der mit einem Rückpass eines Verteidigern in Richtung Tor statt daneben zu vergleichen ist. Mit Massel geht’s gut und es passiert nichts. Gestern reichte es Rostock zu einem Punkt. Ärgerlich.

Noch ärgerlicher war für mich aber, dass Schalke selbst nach diesem Ausgleich den Druck nicht erhöhen konnte. Und das Mirko Slomka nicht reagierte! 75 Minuten spielte Schalke offensichtlich schwach, bis in der 76. mit Sören Larsen für Asamoah ein Stürmer ausgewechselt wurde. Da die Mannschaft gestern nicht in der Lage war, den Knicker ordentlich vor das Hansa-Tor zu bringen, wäre auch eine Einwechslung Ruud van Nistelrooys ähnlich erfolgreich gewesen.
Rakitic kam in der 85. Minute. Bis dahin hatte der schwache Schiedsrichter Sippel das Fußballspiel aber längst in seine Bestandteile destilliert.

Wochenlang erspielte sich Schalke regelmäßig viele Chancen, machte zuwenig Tore und die Leute haben sich aufgeregt. Nun lassen sie das mit den Chancen eben auch sein. Vielleicht sollte ich den kommenden Mittwochabend mit der Familie verbringen.

Kommentare & Antworten

Lucio
da Lucio findet imma den richtigen Zeitpunkt zum abspiela
ch (Gast) - 10. August, 21:47
Na also: noch ein...
...alter Bekannter ;)
berka - 1. August, 13:04
Alte Bekannte
Schön erklärt, danke. Noch ein paar bekannte Namen...
berka - 1. August, 09:12
Notlagen?
fällt mir jetzt erst auf: habt Ihr die im Stadion etwa...
berka - 30. Juli, 14:00
Ich weiss schon warum...
Ich weiss schon warum ich im Stadion keine Getränke...
Jan! (Gast) - 30. Juli, 13:01
siehste
deswegen wird's wahrscheinlich exportiert
berka - 30. Juli, 08:50
Wir warten gespannt
...auf den ersten, der Veltin's schreibt.
Trainer Baade (Gast) - 29. Juli, 23:27
@ Stefan: Ja, bei Miller’s...
@ Stefan: Ja, bei Miller’s würde ich auch nichts dazu...
Herr Wieland - 29. Juli, 17:12

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Der Spielmacher

Stets ein wunderbarer Quell der Wirrnis ist der Begriff des Spielmachers oder gar der Spielmacher-Position. Der Mann mit der legendären Nummer 10 war einst Halbstürmer und wurde später ins Mittelfeld zurückgezogen, wo er aber mehr wurde als ein zentraler Mittelfeldspieler. Dieser Spieler in der Mitte des Feldes, ob vorgeschoben oder zurückgezogen, sollte von seinen Mitspielern häufiger angespielt werden und dann genialisch das Angriffsspiel bedienen. Das wurde noch mit der Phantasie kurzgeschlossen, ein solchermaßen kreativer Mensch könne nicht auch noch schwer arbeiten, weshalb man ihm einen Helfer, den sogenannten Wasserträger, beistellen müsse. Einen solche Spielmacherposition gibt es heute nicht mehr, trotzdem ist die Suche nach dem Spielmacher nicht beendet. Im Zweifelsfall wird der Kopf einer Mannschaft, wie Zinedine Zidane beim französischen Weltmeister 1998, einfach zum Spielmacher erklärt.
Biermann/Fuchs

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