Ich mag Tom Bayer
Er ist der typische Radiomann. Scheiß Frisur, keine schönen Zähne. Aber eine angenehme Stimme. Eine schnörkellose, klare Sprache. Im Radio kann er Bilder entstehen lassen, wie es alle guten Radiomänner können*. Im Fernsehen braucht er das nicht, da lässt er das Spiel auch mal laufen. Nein, er schweigt nicht so lange wie Marcel Reif, der dieses Schweigen zu seinem Markenzeichen gemacht hat; aber Bayer kommentiert ruhig, unaufgeregt.
Keine ständigen Superlative wie beim Postkutschen-Fritz. Kein übertriebener Witz wie bei der TV-Version des Werner Hansch. Keine angestrengt herbeigeführte Dramatik eines Günter Koch, der jede Übertragung zu einem 99er-Revival machen möchte.
Marcel Reif analysiert während eines Spiels. Das ist besser, als dem tumben Rubenbauer zuhören zu müssen. Aber das ist auch anstrengend: Wenn man selbst so gar nicht der Meinung des Herrn Reif ist ...
Bayer bewertet einzelne Situationen, ist mit Bewertungen des großen Ganzen aber weit weniger flott dabei. Sein Kommentar begleitet das Bild, mehr nicht. Und das reicht mir.
Deshalb mag ich Tom Bayer.
[* : Zwar sind nicht alle Radiomänner der ARD gut, aber die guten sind alle bei der ARD. Wer in den RadioNRW-Lokalsendern mal Fußball hören wollte und das ewige „Ecke .. und .. Schuß .. knapp vorbei .. ohh, da war noch einer dran, nochmal Ecke“ ertragen musste, kennt auch die schlechten.]