Gedöns

Dienstag, 26. Februar 2008

Training ohne Räucherstäbchen

Dass Manuel Neuer einen Mentaltrainer beschäftigen soll, bestreitet dieser. Er flachst dann herum, dass dafür nur Toni Tapalovic in Frage käme, und dieser schließlich nicht studiert hätte. Dabei könnte Manuel Neuer sicher von einem Mentaltrainer profitieren. Die meisten, vielleicht alle Bundesligaprofis könnten dies. Aber das Thema ist den Profis peinlich, der Umgang damit fällt schwer, solange solch ein Training in der Öffentlichkeit als Eingeständnis von Schwäche angesehen wird.

In Berufen mit großer Verantwortung oder für Menschen in Führungspositionen sind regelmäßige Trainings zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit oder zur Stressbewältigung völlig normal. Buchläden sind voll von Sachbüchern, in denen vermittelt wird wie man sein Gedächtnis trainiert, wie man schlagfertiger wird, wie man sich in bestimmten Gesprächssituationen am besten verhält. Diese Bücher werden von Leuten gekauft die sich auf einem bestimmten Gebiet verbessern wollen, sie bilden sich fort. Und wohl nur sehr einfältige Zeitgenossen würden ihr tun als Schwäche werten.

Im Fußball ist das völlig anders. Wenn ein Profi mal die Vorzüge solcher Trainings für den Kopf darstellt, merkt sich das niemand. Im Gedächtnis bleibt, dass Christoph Daum mit seinen Spielern über Scherben liefen, oder das Psycho-Coach Peter Boltersdorf Schalker Spieler in Shirts mit der Aufschrift ‚Totale Dominanz’ steckte und sie nach ihren sexuellen Vorlieben befragte. Den zweifarbig Denkenden ist klar, alles wo Mental drin vorkommt ist schwarz. Und da es im deutschen Profifußball üblich ist, Themen, die im Fall des Misserfolgs auf einen zurückfallen könnten, zu vermeiden, wird dieses Thema so gut es geht totgeschwiegen.

Aber das Training der kognitiven Fähigkeiten gehört mittlerweile zum modernen Sport, und wer über moderne Methoden im Fußball spricht, kommt an diesem Thema nicht vorbei. Was dazu führt, dass prominente Sportler zwar positiv über Mentaltraining sprechen, aber meistens großen Wert darauf legen, dass sie selbst es eigentlich nicht bräuchten.

Thorsten Frings zum Beispiel referierte auf Einladung einer Supermarktkette vor Auszubildenden zum Thema ‚Motivation und mentale Stärke’. In einer ZDF Sportreportage dazu erklärte er, wie gut es gewesen wäre, dass mit Hans-Dieter Hermann ein Sportpsychologe zum Betreuerteam der Nationalmannschaft gehört hätte – nicht ohne vor der Kamera anzumerken, dass Hermann wenig zu tun gehabt hätte, sie seien schließlich erfolgreich gewesen.

Selbst der Revolutionär Jürgen Klinsmann tat sich auf eine konkrete Frage schwer. In der Planungsphase vor der WM, vor Hermanns Verpflichtung, gab er 3Sat ein Interview, in dem er ausführlich über die Vorzüge des mentalen Trainings sprach. Dass es heutzutage normal sei, dass es in Amerika schon lange so sei, schließlich wohne er ja seit 6 Jahren usw. usf. ... Bezogen auf die Nationalmannschaft sprach er sehr bewusst ausschließlich im Konjunktiv, und auf die konkrete Frage, ob er denn schon einen Namen im Kopf hätte, konnte er Verlegenheit nicht unterdrücken. Wie ein Lausbub, den man bei einer Peinlichkeit erwischt hat, gab er ein knappes, halbverschlucktes Nein zur Antwort, mit hochroten Wangen und dem Lächeln, das ihm sonst in allen Lebenslagen hilft.

Direkter ging Josip Simunic mit dem Thema um. Als er von einer Zeitung in die Schublade des psychisch Kranken gesteckt werden sollte, ließ er über seinen Verein Hertha BSC eine offizielle Mitteilung verbreiten:
„Nach zuletzt vier Platzverweisen in sieben Monaten war mir klar, dass es so nicht weitergehen kann. Darum habe ich beschlossen, mit einem Mentaltrainer zusammenzuarbeiten. Da aber Teile der Medien sich schwer tun, mit diesem Thema sachlich umzugehen, mache ich zu Details keine weiteren Ausführungen.“
Meist sind es aber die Trainer und Funktionäre, die sich mühen das Thema auf eine sachliche Ebene zu bringen. Simunic’ Chef Dieter Hoeneß zum Beispiel, oder der Meister der sachlichen Statements, Thomas Schaaf. In der oben erwähnten ZDF Sportreportage machte er klar, dass die Experten nicht erst bei Problemen in Anspruch genommen werden, sondern bereits zuvor, um erst gar keine größeren Probleme aufkommen zu lassen. Dass es darum geht, sich selbst zu stärken.

Auch wenn jeder Profi seine kognitiven Fähigkeiten trainiert, wird es noch Verlierer geben. Schließlich gibt es auch in jedem Zweikampf einen Verlierer, obwohl jeder Profi Zweikampfverhalten trainiert. Das Niveau zu heben ist das Ziel.
Das sollte doch eigentlich jeder verstehen können.


Links:
Die erwähnte ZDF Sportreportage ist hier zu sehen.
Das 3Sat-Interview mit Jürgen Klinsmann ist hier zu sehen.
In ‚ZEIT Wissen’ gab es vor einiger Zeit einen Beitrag zum Thema Sportpsychologie.


[Das Simunic-Zitat stammt aus der Berliner Morgenpost vom 15.11.07]

Sonntag, 24. Februar 2008

Ausgezählt

Eine Befragung von 9.600 fußballinteressierte Menschen aus 16 europäischen Ländern hat ergeben, dass Real Madrid in Deutschland mehr Fans als Schalke 04 und Borussia Dortmund zusammen hat.

Eine an rund 1,3 Milliarden Internetnutzer gerichtete Befragung hat ergeben, dass ich mit meiner kleinen Derbybahn-Geschichte den viertbesten deutschsprachigen Sportblog-Beitrag des Jahres 2007 geschrieben habe.

Ein fröhliches Dankeschön für das Lob der Wähler, ein herzliches Willkommen den neuen Lesern, und den 6,1 Millionen Real-Fans im Land mein Bedauern, dass ihr Club noch nie gegen Schalke spielen durfte. Die Königlichen gegen die Königsblauen wäre ja quasi überall in Deutschland ein Derby.

Donnerstag, 21. Februar 2008

Trotzphase nach Spielende

„Was ein Trümmerhaufen, diese Bayern. Drei Standards, ein Abstauber und einmal einfach drauf gehalten. Die sind unfähig ein Tor aus dem Spiel heraus zu schießen.“

Ein Fan der Königsblauen, nach dem heutigen 5:1 Sieg der Bayern gegen Aberdeen, irgendwo in den Tiefen des World Wide Web.

Montag, 18. Februar 2008

HOPE for CHANGE

Internet-Umfragen sind eine tolle Sache. Geht’s um Politik, jagen Parteien schon mal einen Hinweis durch den Mitglieder-E-Mail-Verteiler, um ein Ergebnis freundlicher erscheinen zu lassen. Bei Abstimmungen zu Fußballthemen werden die potenziellen Stammwähler häufig durch Fanforen zur Stimmabgabe animiert. Es ist also alles wie bei ‚echten Wahlen’: Die Wahlberechtigten werden umworben, mal erfolgreich, sehr häufig nicht, und am Schluss lässt sich sehr berechtigt die Frage stellen, ob das Ergebnis tatsächlich den Willen des Volkes abbildet.

Die Wahl zum besten Sport-Blog-Beitrag des Jahres bei American Arena ist schon deshalb grundlegend anders, weil bislang kein Autor der zur Wahl stehenden Beiträge in seinem Blog explizit zur Wahl seines Werks aufrief. Und während dem Volk bei politischen Wahlen zum Verwechseln ähnliche Angebote gemacht werden, gibt es hier 11 Blog-Beiträge, die einen Großteil der Möglichkeiten von Sportblogs abdecken.
Da gibt es Kritiken, Lokales, Investigatives, eine Liste, ein kommentiertes Foto, einen Cartoon. Und selbst ich bin mit meiner Geschichte zur Derbybahn bei dieser Wahl vertreten.

Die entscheidende Absicht hinter der Auswahl ist es, die wachsende Qualität und die Bandbreite der Text- und Gedankenkultur deutscher Blogs zu dokumentieren, sagt Jürgen Kalwa, der Initiator der Wahl. Also bedanke ich mich hiermit vor allem für das Kompliment, unter dieser Prämisse zur Wahl zu stehen. Ich freue mich über jede Stimme, noch mehr aber über jeden neuen Besucher, der durch die Aktion diese Seite findet und möglicherweise künftig öfter durch Lesen und Kommentieren an diesem Blog teilnimmt.

Zum Lesen, Staunen und Wählen geht’s hier entlang.

Sonntag, 10. Februar 2008

Arnd Zeiglers wunderbare Gefühlswelt

„Ich liebe Dich, Schatz. Du bist viel schöner als die Nachbarin. Du bist viel zärtlicher als die Frau meines Arbeitskollegen. Und im Vergleich zur Verkäuferin an der Rewe-Fleischtheke bis Du meist auch besser angezogen!“
Ich weiß nicht, wie kreativ Arnd Zeigler sein kann, wenn er einer Frau seine Liebe erklären will. In Radio und Fernsehen kommt er sehr eloquent daher. Aber eine Liebeserklärung ist was anderes. Und an einer Liebeserklärung zu seinem Verein Werder Bremen ist Arnd Zeigler grandios gescheitert.

Wer unter einer Überschrift ‚Warum ich meinen Club liebe’ ausschließlich vermeintliche Unterschiede zu anderen Vereinen aufzuzählen weiß, dessen liebe ist entweder so groß, dass ihm die Worte fehlen (dann sollte er die Erklärung lieber lassen), oder der Verein ist tatsächlich aus sich selbst heraus so sterbenslangweilig und grau, dass man etwas wie auch immer Andersfarbiges danebenhalten muss, um ihn überhaupt zu entdecken.

Freitag, 8. Februar 2008

Trainerkunst ist ...

... einen Sinn darin zu sehen, bei einem Rückstand der eigenen Mannschaft die letzte Spielminute mit einem Spielerwechsel zu vergeuden. Augenthaler hat’s drauf, Frontzeck auch.



Augenthalers Einwechselspieler kam nicht mehr an den Ball. Frontzecks auch nicht.






[Quellen: kicker.de, dpainfocom via bundesliga.de]

Donnerstag, 7. Februar 2008

Sonntag, Anstoß 17 Uhr: +51° 29' 32.86", +7° 27' 6.55" !

„Das Spiel Jünglings-Verein Dortmund gegen Steele am 27.09.08 konnte nicht zum Austrag gebracht werden, weil der Schiedsrichter nicht wusste, wo der Platz des Jünglings-Vereins liegt. [...] Am Bahnhof ist er nicht erkannt worden, noch hat er den Platz ausfindig machen können. Bei dieser Gelegenheit machen wir die Vereine darauf aufmerksam, dass dem Schiedsrichter in der Einladung auch stets die Lage des Platzes mitzuteilen ist. Jünglings-Verein hat dies unterlassen und haftet für die entstandenen Kosten.“

[Beschluß des Bezirks-Ausschusses des 4. Bezirks des Westdeutschen Spielverbandes aus dem Jahr 1908]

Montag, 4. Februar 2008

Der Mann vor Ort

Während sich unsereins Gedanken über die Freiheit des Bloggers im Allgemeinen macht, wird Herr Schaffer am Mittwoch live bloggen. Richtig live, direkt aus dem Ernst-Happel-Stadion. Und, wenn ich das korrekt verstanden habe, sogar hochoffiziell: Mit Akkreditierung durch den ÖFB.

Das ist sympathisch, da fällt es doch leicht, dem kleinen Nachbarn den Komplex zu gönnen und sich bei der bereinigten Umfrage durch einen Klick auf Österreichs Plakette zu bedanken.

Sonntag, 3. Februar 2008

Schalke ist zu prollig und zu Gazprom

... der FC Bayern ein Gegenentwurf zu einem Club der Herzen, Werder auf Dauer dann doch zu fad und der VfB Stuttgart zu schwäbisch. Leverkusen ist zu sehr Werksclub, Wolfsburg sowieso, Karlsruhe zu provinziell. Die Frankfurter Eintracht hat einen zu langweiligen, Nürnberg einen nur noch sich selbst feiernden Trainer, außerdem spielen da eh nur Tschechen. Hannovers Präsident will die deutschen Clubs verschachern, der Präsident des MSV Duisburg glaubt nur an sich selbst und Bochum ist zu absteigbar. Rostock ist zu Rostock. Dortmund ist 1,39€ wert. Cottbus ist das Bielefeld des Ostens. Hertha BSC Berlin ist so sexy wie Angela Merkel. Und der Hamburger SV ist zu hipp und zu Vereinigte Arabische Emirate.

Samstag, 2. Februar 2008

Scheiß Winterpause reloaded

Petrus kugelt sich vor lachen. Nach allen Gedanken gegen die Winterpause setzt er selbst das Postscriptum.

Heute Nacht schaltete er den Temperaturregler auf Winter. Um 3 Uhr begann es in NRW zu schneien, die LKW rutschen von den Autobahnen, die A1 ist komplett gesperrt, auf anderen Autobahnen siehts nicht viel besser aus. Der WDR berichtet vom Schneechaos im Lande und empfiehlt:
„Wer nicht unbedingt vor die Tür muss sollte tunlichst zu Hause bleiben“
Aber wer will das schon, wenn er dort bereits seit 7 Wochen sitzt?!

Kommentare & Antworten

Lucio
da Lucio findet imma den richtigen Zeitpunkt zum abspiela
ch (Gast) - 10. August, 21:47
Na also: noch ein...
...alter Bekannter ;)
berka - 1. August, 13:04
Alte Bekannte
Schön erklärt, danke. Noch ein paar bekannte Namen...
berka - 1. August, 09:12
Notlagen?
fällt mir jetzt erst auf: habt Ihr die im Stadion etwa...
berka - 30. Juli, 14:00
Ich weiss schon warum...
Ich weiss schon warum ich im Stadion keine Getränke...
Jan! (Gast) - 30. Juli, 13:01
siehste
deswegen wird's wahrscheinlich exportiert
berka - 30. Juli, 08:50
Wir warten gespannt
...auf den ersten, der Veltin's schreibt.
Trainer Baade (Gast) - 29. Juli, 23:27
@ Stefan: Ja, bei Miller’s...
@ Stefan: Ja, bei Miller’s würde ich auch nichts dazu...
Herr Wieland - 29. Juli, 17:12

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Der Spielmacher

Stets ein wunderbarer Quell der Wirrnis ist der Begriff des Spielmachers oder gar der Spielmacher-Position. Der Mann mit der legendären Nummer 10 war einst Halbstürmer und wurde später ins Mittelfeld zurückgezogen, wo er aber mehr wurde als ein zentraler Mittelfeldspieler. Dieser Spieler in der Mitte des Feldes, ob vorgeschoben oder zurückgezogen, sollte von seinen Mitspielern häufiger angespielt werden und dann genialisch das Angriffsspiel bedienen. Das wurde noch mit der Phantasie kurzgeschlossen, ein solchermaßen kreativer Mensch könne nicht auch noch schwer arbeiten, weshalb man ihm einen Helfer, den sogenannten Wasserträger, beistellen müsse. Einen solche Spielmacherposition gibt es heute nicht mehr, trotzdem ist die Suche nach dem Spielmacher nicht beendet. Im Zweifelsfall wird der Kopf einer Mannschaft, wie Zinedine Zidane beim französischen Weltmeister 1998, einfach zum Spielmacher erklärt.
Biermann/Fuchs

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